Dienstag, 23. Juni 2009

Optimismus für Photovoltaik

Die aktuelle Studie der Bank Sarasin zu den Erneuerbaren Energien spricht von einem derzeit reinigenden Gewitter vor dem nächsten Sonnenschein. Damit ist die Stossrichtung umrissen: Mittel- und langfristig sind die Aussichten der Energieformen Sonne, Wind und Geothermie glänzend, wenn auch die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise eine Stagnation eingeleitet hat. Im folgenden seien die Konsequenzen aufgezeigt für den photovoltaisch erzeugten Strom, der im vergangenen Jahr wiederum phänomenale Wachstumsraten aufwies und die Dynamik dank sinkender Modulkosten und der immer verbreiteteren Förderprogramme schon 2010 wieder aufnehmen dürfte.

Erstmals wurde 2008 in der EU und in den USA gemäss Sarasin mehr Energieleistung aus erneuerbaren als aus konventionellen Quellen installiert. Mittlerweile erreichen die
globalen Stromkapazitäten aller erneuerbaren Energien rund 280 GW. Die Photovoltaik legte 2008 um 125% zu, dies entspricht neu erstellten Solarstromanlagen von 5,3 GW Leistung. Die Gesamtkapazität liegt nun bei weltweit 13 GW. Zum Vergleich: Die neu installierte Windenergiekapazität wuchs letztes Jahr um 42% auf 28 GW, was zu einer kumulierten Windkraftleistung von weltweit 122 GW führte. Die Geothermie steigerte sich auf eine
Gesamtkapazität von über 10 GW installierter Leistung.

Die erneuerbaren Energien haben damit im vergangenen Jahr einen wichtigen Wachstumsschub vollzogen und sind ihrem Nischendasein entwachsen. Die globalen Stromkapazitäten aller erneuerbaren Energien erreichten Ende 2008 rund 280 GW (vgl. Abb. 1). Dies entspricht einer Zunahme von 40 GW (+16%) gegenüber den 240 GW im Vorjahr und ist fast drei Mal mehr als die nukleare Kapazität derUSA. Trotz der tieferen Auslastung von rund 30% erzeugen die Erneuerbaren damit etwa gleich viele Kilowattstunden wie die existierenden amerikanischen Atomkraftwerke. Die 280 GW Erneuerbare entsprechen zwar noch immer nur 6,2% der globalen Stromkapazitäten und 4,4% der effektiven Stromproduktion.

2008 brachte ein Rekordwachstum für die PV-Industrie (s.Ab. 2). Seit acht Jahren erreicht die PV-Industrie ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 50% an neu installierten Modulen (vgl. Abb. 2). 2008 wurden weltweit 5,3 GW an neuer PV-Leistung installiert (+125%
gegenüber den 2,4 GW im Jahr 2007). Die grössten Märkte 2008 waren Spanien (40% Marktanteil), Deutschland (28%), USA (7%), Italien (5%), Korea (5%) und Japan (5%). Italien und Spanien glänzten mit Wachstumsraten von über 200%! Die Solarstrombranche
setzte 2008 weltweit rund EUR 30 Mia. um und beschäftigte gegen 170 000 Personen.

Der bis anhin teure Solarstrom hat dank der sinkenden Preise die Gestehungskosten seit September 2008 um etwa 15–20% verringern können. Zudem sollte speziell die Photovoltaik als dezentrale Form der Stromerzeugung eher mit dem Strompreis für den Endkunden verglichen werden. Erreicht der Solarstrom in einem Land dieses Preisniveau, ist damit die viel zitierte Netzparität erreicht. Umstritten ist immer noch die Frage, ob Solarzellen netto überhaupt einen Beitrag zur Energieproduktion leisten. Diese so genannte Energierückzahldauer (ERZ) ist für jede einzelne erneuerbare Energie in den letzten Jahren durch technologische Fortschritte und Effizienzsteigerungen deutlich gesenkt worden. Bei neuen Solaranlagen dauert es beispielsweise nur noch knapp zwei Jahre, bis die Energie für die Herstellung der Anlage zurückgewonnen ist. Danach produziert die PV-Anlage noch für weitere 20–25 Jahre Strom. Speziell die Herstellung des Rohmaterials Polysilizium wurde optimiert und benötigt heute fünf Mal weniger Energie als bisher.

Für eine höhere Verfügbarkeit bzw. Kapazität an erneuerbaren Energien gibt es mittlerweile auch mehrere Lösungsvorschläge. Eine Idee ist beispielsweise, das europäische Stromnetz mit riesigen neuen Solaranlagen in der Sahara zu verknüpfen (siehe die Solarmedia-Beiträge der letzten Tage unter dem Stichwort Desertec). Die Landfläche, welche für die Deckung des europäischen Strombedarfs benötigt würde, entspräche etwa einem Quadrat mit einer
Kantenlänge von 200 km.9 Zusammen mit Offshore- Windparks in der Nordsee ergäbe sich genügend erneuerbare Energieleistung, um den wechselnden Strombedarf zu decken.

Erstaunlicherweise hat, so das Fazit der Sarasin-Studie, die weltweite Konjunktur- abschwächung nicht dazu geführt, dass die von den Regierungen formulierten Umweltschutzziele verworfen oder abgesenkt wurden. Politiker verschiedenster Couleur sehen die Energie- und Klimadebatte nicht als Schönwetterthema, sondern als unerlässlich für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen. Deshalb sehen wir die Langfristperspektiven unverändert sehr positiv.

Quelle: Bank Sarasin / Zusammenfassung © Solarmedia

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen