Mittwoch, 30. September 2009

Solarprogramm für die Schweiz

Die Schweiz erlebte in den vergangenen anderthalb Jahren einen regelrechten Solarboom, wenn auch auf bescheidenem Niveau. Doch weil die Fördermittel des Bundes erschöpft sind, droht ein Zusammenbruch des Marktes.

Ende September im sankt-gallischen Gossau: Die Solarbauern luden zur Informationsveranstaltung «Vom Landwirt zum Energiewirt» (siehe auch Solarmedia vom 27.September). Die Bauernfamilie Lehner hat ihren traditionellen Erwerbszweigen wie Milchwirtschaft, Obstbau und Schweinezucht (siehe Bild) einen weiteren hinzugefügt. Mit einer 34-Kilowatt-Anlage für photovoltaisch erzeugten Strom produziert sie seit Jahresbeginn Elektrizität für acht Durchschnittshaushalte. Und schon Ende des ersten Betriebsjahrs, soviel steht heute schon fest, wird den Lehners ein finanzieller Ertrag bleiben - wenn auch die Rendite für die Umwelt ungleich stärker ins Gewicht fällt (kein fossiler Energieverbrauch mehr, verminderte CO2-Belastung).

Möglich wurde die auch ästhetisch ansprechende Anlage in der bislang solar eher zurückgebliebenen Region dank der kostendeckenden Einspeisevergütung des Bundes (KEV). Installateur Silvan Scheiwiller wies anlässlich der Betriebsbesichtigung darauf hin, dass dank dieser so genannten KEV auch in der Ostschweiz einige Anlagen gebaut werden konnten. Da die Mittel (gesamtschweizerisch nur 16 Millionen Franken jährlich) aber schnell vergeben waren, erwartet er vorderhand kaum mehr neue Aufträge. Das ganze solare Förderprogramm droht zum Strohfeuer zu verkommen. Denn der Deckel auf den Bundesmitteln will nicht weichen. Einflussreiche Interessenverbände wie Economiesuisse (Dachverband der CH-Wirtschaft mit Schwergewicht bei Grossunternehmen) haben sich gegen die Petition «Der Deckel muss weg» ausgesprochen.

An dieser Forderung hält einer wie SP-Nationalrat Eric Nussbaumer (BL) aber unverändert fest. In der neuesten Ausgabe von «sonnenklar», dem Magazin zur Energiewende in der Schweiz, forderte er ein Fünfpunkte-Programm, um grüne Jobs zu schaffen, so unter anderem:
• Stärkung des Inlandmarkts für Photovoltaik-Unternehmer, und zwar mit einer weiteren Förderung solarer Investitionsvorhaben.
• Nutzung der Exportchancen, denn Nischenproduzenten aus der Schweiz beweisen schon jetzt, dass das technologische Know how zumindest vereinzelt vorhanden ist, um auf den Weltmärkten zu bestehen.
• Einheitliches Forschungsprogramm «Photovoltaik»: Denn ein Ende der Fahnenstange bei der Entwicklung der PV, insbesondere auch bei der Senkung der Kosten ist noch lange nicht erreicht.
Solarbaupflicht in jedes Baugesetz. Das soeben beschlossene schweizweite Gebäudesanierungsprogramm (jährlich 200 Mio. CHF für ein Jahrzehnt) stelle zwar einen Meilenstein dar, aber mit Freiwilligkeit sei es eben nicht getan. Nullenergie- und Passivbauhäuser sollten zur Pflicht werden.
• Die so genannte Elektromobilität sollte gemeinsam mit der Photovoltaik vorangetrieben werden. Denn Stromfahrzeuge werden nur dann ökologisch sein, wenn der verwendete Strom aus erneuerbaren Energien stammt.

Das Fazit des Basler Politikers und Energiepioniers Nussbaumer ist eindeutig: «Wenn wir jetzt zu 100 Prozent auf Sonnenenergie setzen, entstehen grüne Jobs.» Dass das alles funktioniert, lässt sich an immer mehr Beispielen ablesen, vorderhand (leider) vor allem im Ausland. Aber gerade einzelne Landwirte wie die Lehners in Gossau belegen, dass der Weg auch in der Schweiz ein gangbarer und sonniger ist.

© Solarmedia

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