Freitag, 1. Oktober 2010

Weltrekord in Kanada

In diesen Tagen geht die weltgrösste Photovoltaik-Anlage in der kanadischen Provinz Ontario in Betrieb. Der mit über einer Million PV-Modulen von First Solar ausgerüstete Solarstrompark hält Elektrizität für rund 30'000 Haushalte bereit – mit europäischem Verbrauchsniveau.

Solarmedia macht exklusiv für Europa die neue Rekordmarke bekannt: Bislang war es die Solaranlage im spanischen Olmedilla (Castilla-La Mancha), die mit einer Kapazität von 60 MWp an der Spitze stand – doch jetzt setzt sich die Anlage im kanadischen Sarnia (siehe Bild nahe Port Huron, Michigan) in der Provinz Ontario eindeutig an eben diese (zu den weltgrössen Anlagen siehe auch das Webportal pv-ressources.com). Gemäss der in Arizona beheimateten Modulproduzentin First Solar wurde das 80-Megawatt-Projekt auf einer Fläche von rund 380 Hektaren errichtet. Die US-Firma gibt an, damit rund 13'000 Haushalte mit Strom versorgen zu können – was sich allerdings auf das gigantische US-Verbrauchsniveau bezieht. Weil dieses in Europa weniger als halb so gross ist, wären entsprechend mehr als doppelt so viele europäische Haushalte mit einer solchen Anlage zu versorgen. Der Strom wird ins Netz des ortsansässigen Elektrizitätswerks eingespiesen.

Der Rekord-Solarpark sorgt nicht nur wegen seiner Ausmasse für Aufsehen. Er wurde auch in einem Land gebaut, das nicht zu den südlichen Staaten gehört, die für Solarenergie prädestiniert erscheinen. Offenbar schätzen die Verantwortlichen in der kanadischen Provinz die Kraft der Sonne als stark genug ein, um Photovoltaik-Anlagen in grossem Stil zu realisieren – die Stromeinstrahlung entspricht ungefähr mitteleuropäischen und damit auch schweizerischen oder süddeutschen Verhältnissen. Bedeutsam war und ist die Anlage auch, weil sie während der Konstruktion über 800 Arbeitsplätze schaffte sowie weitere Beschäftigung in den Zulieferbetrieben. Ontario kennt diesbezüglich Quoten für die Materialbeschaffung in der Region, wenn der Strom zu kostendeckenden Preisen abgenommen werden soll. Schliesslich hält der Betreiber Enbridge auch fest, dass die Solarmodule nach jahrzehntelangem Einsatz einem Recycling-Programm zugeführt werden.

Die Kosten für die PV-Anlage werden auf rund $5 pro watt in U.S. dollars beziffert oder - auf hiesige Verhältnisse umgerechnet - 5000 CHF pro Kilowatt (siehe zu den Kosten der Solarenergieproduktion auch Solarmedia vom 29. September 2010). Womit von ähnlichen Dimensionen auszugehen ist und die Preisangaben plausibel erscheinen. Gemäss dem CEO von Enbridge, Patrick Daniel, ist Sarnia auch noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen – neben dem Ausbau der solaren Energieerzeugung werden auch Windkapazitäten geschaffen, um einen balancierten Mix der beiden bedeutendsten Angebote an Erneuerbaren bereit zu halten. Bekanntlich windet es häufiger in der Nacht oder bei fehlendem Sonnenschein, während bei schönem und sonnigen Wetter der Wind seltener bläst.

Kanada hat mit dem Solarprojekt den USA den Rang abgelaufen, deren Potential sich wohl erst in den kommenden Jahren entfalten wird – dann allerdings mit geballter Kraft. So plant First Solar, die Lieferfirma für Sarnia, PV-Anlagen in Kalifornien mit einer Gesamtkapazität von 550 Megawatt – und im solarthermischen Bereich sind ebenfalls in Kalifornien Projekte mit über 1000 MW am Anlaufen, nachdem sie diese Woche die entscheidenden politischen Hürden genommen haben (siehe Solarmedia vom 16. September 2010).

© Solarmedia
/ Quellen: First Solar & Sunpluggers.com

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen