Mittwoch, 24. November 2010

Solar-Grossmacht Saudi-Arabien

Das Königreich Saudi-Arabien ist vor allem bekannt als der weltgrößte Lieferant von Rohöl. Dieses einseitige Bild könnte bald eine neue Facette bekommen, berichtet die Berliner Managementberatung Apricum. Saudi-Arabien will sich als Solarstromproduzent im Gigawatt-Maßstab und wichtigster Produktionsstandort für Solartechnologie in der MENA-Region positionieren.

2 MW-Solarstromanlage auf dem Dach der King Abdullah University of Science and Technology - neben der grossflächigen solarthermischen Stromerzeugung entstehen in Saudi-Arabien auch photovoltaische Anlagen.






Im Oktober veranstaltete Saudi-Arabiens größtes Ölunternehmen, Saudi Aramco, an seinem Stammsitz in Dhahran das "Saudi Solar Energy Forum", an dem knapp 300 Vertreter führender saudischer Unternehmen, Forschungseinrichtungen und staatlicher Organisationen sowie Solar-Firmen aus Europa, den USA und Asien teilnahmen. Apricum unterstützte Saudi Aramco bei der Konzeption und Gestaltung der Agenda. Im Mittelpunkt stand der Ideen- und Erfahrungsaustausch zur Entwicklung einer Solarindustrie in Saudi-Arabien. Die Teilnehmer diskutierten, welche aktuellen Fortschritte gemacht wurden, welche Hindernisse es zu bewältigen gilt, welche Strategien verfolgt werden sollten und welche Pläne es gibt. Viele der Teilnehmer äußerten ein reges Interesse daran, bald ins Solargeschäft einzusteigen bzw. ihre derzeitigen Aktivitäten in diesem Bereich zu intensivieren.

Saudi Aramco hat, genau wie einige andere saudische Großunternehmen, bereits eine eigene Solar-Roadmap aufgestellt. Derzeit wertet das Unternehmen Angebote für die Installation von solarthermischen Kraftwerken (CSP) und Photovoltaik-Pilotanlagen aus, die bereits 2011 gebaut werden sollen. Mithilfe dieser Pilotanlagen hofft Saudi Aramco, die Technologien zu identifizieren, die für die extremen Bedingungen auf der arabischen Halbinsel am besten geeignet sind. Im nächsten Schritt will der Konzern ab 2014 dann große Solarparks im Gigawattmaßstab realisieren.

Die Beweggründe für Saudi-Arabien sind offensichtlich, betont Apricum: Jedes Barrel Öl, das nicht zur nationalen Stromversorgung eingesetzt wird, kann auf dem Weltmarkt gewinnbringend verkauft werden. Die Menge, um die es geht, ist beachtlich: Gegenwärtig werden jedes Jahr rund 320 Millionen Barrel Rohöl in Saudi-Arabien wortwörtlich verbrannt, um Strom zu erzeugen. Das entspricht etwa zehn Prozent der jährlichen Ölproduktion des Landes. Bedenke man weiterhin, dass der Energiebedarf in Saudi-Arabien jedes Jahr um sechs Prozent steigt, sei das große Interesse an Alternativen für die nationale Energieversorgung nachvollziehbar.

Saudi Aramcos Engagement und das steigende Interesse anderer saudischer Unternehmen im Solarsektor sind wichtige Indizien dafür, dass in Saudi Arabien ein Paradigmenwechsel hin zu einer alternativen Energieerzeugung stattfindet. Die im April dieses Jahres gegründete King Abdullah City for Atomic and Renewable Energy (KA-CARE) fügt sich gut in dieses Bild ein. KA-CARE ist eine staatliche Institution mit dem Ziel, aktiv die Entwicklung der Solarenergie und anderer alternativer Energien voranzutreiben. Während der nächsten Monate wird erwartet, dass KA-CARE einen nationalen Energie-Masterplan vorlegen wird, der den gesetzlichen Rahmen für den heimischen Solarmarkt definiert.

Mit seinem überdurchschnittlich hohen und stetig steigenden Energiebedarf sowie großen Land- und Kapitalressourcen hat Saudi-Arabien das Potenzial, schon bald ein führender Solarmarkt zu werden. Apricum erwartet für das Jahr 2014 eine kumulierte installierte Leistung von 14 GW. Des Weiteren kann das Königreich führender Standort für die Solarproduktion in der MENA Region werden. Besonders für Aktivitäten zur Produktion von CSP und PV, wie die Herstellung von Polysilizium, Ingots und Wafern, ist der Standort attraktiv. Drei saudische Polysilizium-Produktionsprojekte mit einer Gesamtkapazität von 16.500 Tonnen sind derzeit in der Planung. Die Standortvorteile für die Solarproduktion in Saudi-Arabien sind offensichtlich - niedrige Kosten für Strom, Zugang zu Kapital und ein großer Wachstumsmarkt.

Quelle: Solarserver

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