Dienstag, 28. Dezember 2010

Solarfirmen rüsten auf

Huhn oder Ei, das ist wieder einmal die Frage: Die Photovoltaikbranche steht zwar gewaltig unter Druck wegen sinkender Preise. Sie fährt gleichzeitig aber die Produktionskapazitäten in Gigawattsphären, eine vor kurzem noch für unmöglich gehaltene Entwicklung.

Gleich zwei aktuelle Meldungen vom Tage illustrieren die Entwicklung. Bezeichnenderweise stammen beide aus China: So haben die Waferfabriken des Solarkonzerns LDK mit Sitz in Xinyu City eine Kapazität von 3 Gigwatt (3000 Megawatt) erreicht. Während LDK damit quasi die Vorprodukte bereit stellt für Solarmodule, ist Trina Solar eine der bedeutendsten Modulhersteller – und hat ebenfalls eine massive Erweiterung der Produktionskapazitäten in den kommenden drei Jahren angekündigt. Wie das in Changzhou ansässige Unternehmen mitteilte sollen in den Jahren 2011 bis 2013 insgesamt rund 800 Millionen US-Dollar in die Produktion von Wafern, Modulen und Ingots sowie in Forschung und Entwicklung am Standort Changzhou investiert werden.

Auch ein Zeichen erhöhter wirtschaftlicher Bedeutung - wenn auch umstritten: Mit Trina Solar ist eines der weltgrössten Solarunternehmen in den Formel-1-Zirkus eingestiegen, als Sponsor bei Renault.





Doch sind chinesische Hersteller allen Unkenrufen zum Trotz längst nicht allein die Treiber der schnellen Verbreitung der Photovoltaik. Auch ein Unternehmen wie die amerikanische First Solar, bis vor kurzem noch weltgrösster Modulhersteller überhaupt und dann von Suntech verdrängt, kämpft um seine Vormachtstellung. Die Produzentin von Cadmium-Tellurid-Dünnschichtmodulen mit dem wohl immer noch besten Preis-Leistungs-Verhältnis (Kosten pro installiertes Watt von rund 71 US-Cents) war das erste Gigawatt-Unternehmen, das nun demnächst in den Zwei-Gigawatt-Bereich vorstösst, unter anderem auch mit dem für 2011 geplanten, bemerkenswerten Bau einer Modulfabrik in Vietnam. Dieses wiederum ist bislang noch nicht durch solare Aktivitäten aufgefallen – obwohl gerade der südostasiatische Küstenstaat gute Voraussetzungen für die Nutzung von Photovoltaik hätte (siehe Solarmedia vom 16. Oktober 2010).

Was in der Solarbranche derzeit abgeht, hat das deutsche Handelsblatt vom 27. Dezember 2010 auf den Punkt gebracht: «Die Solarbranche steht vor einer Marktbereinigung. Nur die Unternehmen, die alle Fertigungsschritte von Photovoltaikanlagen abdecken und ihre Kosten im Griff haben, können im internationalen Wettbewerb bestehen. Einigen Herstellern droht das Aus.» Und als Vertreter der Pioniere und hochqualitativer Solarprodukte aus dem Westen lässt sich Chef des US-Solarkonzerns Sunpower, Thomas Werner zitieren: "In den kommenden fünf Jahren werden sich die Rahmenbedingungen im Solarmarkt gravierend verändern". Überleben werden nur die Konzerne, die ihre Kosten deutlich senken können. "Vollintegrierte Konzerne sind dafür besser geeignet als Spezialisten", so Werner. Konsequent hat Sunpower kürzlich den Ausbau der Produktionskapazitäten in Malaysia auf insgesamt 1400 Megawatt bekannt gegeben – willkommen im Gigawatt-Club (siehe Mysinchew.com).

Dass sich die ganz Grossen beim Ausbau ihrer Kapazitäten nicht verrennen, belegt die jüngste Studie der US-Marktforscher von Solarbuzz: Mitte Dezember veröffentlichte die Firma aus Kalifornien den neuesten Quartalsbericht. Die weltweite Photovoltaik(PV)-Nachfrage im dritten Quartal 2010 lag danach bei 4 Gigawatt (GW), die Umsätze bei 17,9 Milliarden US-Dollar . Und Solarbuzz geht daraus folgend von einem globalen PV-Zubau von 16,3 GW für das Jahr 2010 aus sowie von einer weltweiten Photovoltaik-Nachfrage von 20,4 GW für 2011. Die PV-Branche ist endgültig zu einem industriellen Massenmarkt geworden, dessen Schattenseiten wie die Pleite nicht konkurrenzfähiger Unternehmen nicht ausbleiben werden.

© Solarmedia

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