Dienstag, 4. Januar 2011

Portugal setzt auf die Sonne

Im Schnitt beziehen die EU-Länder 10,2 Prozent ihrer Energie aus erneuerbare Energien. Portugal spielt nicht nur beim Zuwachs ganz vorne mit: 2008 bezog das Land 23,2 Prozent seines Stroms aus regenerativen Quellen. Und tritt nun in eine intensive Partnerschaft mit Brasilien.

An den internationalen Finanzmärkten wird zwar heftig darüber spekuliert, ob nach Griechenland und Irland auch Portugal in den Kreis der größten EU-Haushaltssünder vorstößt. Im zukunftsträchtigen Bereich der erneuerbaren Energien zeigt die portugiesische Wirtschaft jedoch eindeutig Stärke. Nach Angaben des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) hat sich der Umfang der eingesetzten sauberen Energien in Portugal mehr als verdoppelt: 2008 bezog das Land demnach 23,2 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen.


Die Anlage von Amaraleja/Moura: Eine der größten Photovoltaik-Anlagen der Welt. (Foto: Acciona Energy)






Insgesamt wurde in den 27 EU-Mitgliedstaaten wurde ein Durchschnitt von lediglich 10,3 Prozent verzeichnet. Deutschland blieb mit 8,9 Prozent sogar noch dahinter zurück. Weit in Führung liegt Schweden mit 44,4 Prozent sauberer Energie, gefolgt von Finnland mit 30,5 Prozent, Lettland mit 29,9 Prozent und Österreich mit 28,5 Prozent. Portugal hält sich jedoch bereits seit zwei Jahren auf dem EU-Kurs, der vorsieht 2020 mindestens 20 Prozent des Energiebedarfs der Länder durch Ökostrom zu decken. Das Land spielt nicht nur in Sachen Zuwachs ganz vorne mit, sondern hat auch eines der amitioniertesten Ausbau-Ziele: Bis 2020 will Portugal einen Anteil von 31 Prozent erreichen.

Die Regierung des sozialistischen Ministerpräsidenten José Socrates förderte die neuen Technologien durch wirtschaftliche Anreize und eine groß angelegte Informationskampagne. Landesweit werden etwa in Wohngebieten zunehmend energiesparende Solarpaneele installiert. Nicht ohne Grund: Aufgrund seiner geografischen Lage ist das Land gegenüber vielen anderen EU-Mitgliedern im Vorteil. Viel Sonne, starke Winde und ausgedehnte Küstengebiete sind günstige Voraussetzungen für die Produktion alternativer Energien.

Portugal ist mittlerweile auch zum Exporteur von Energie aus Sonne, Wind und Wasser geworden. Anfang Dezember vereinbarten das städtische Unternehmen "Lógica", das den Technologiepark in Moura betreibt, und die Stiftung für Wissenschaft und Technik Erneuerbarer Energien FCTER aus dem südbrasilianischen Staat Santa Caterina für zwei Jahre den gemeinsamen Betrieb einer Versuchseinrichtung für Photovoltaik.

Die Stadt Moura, die in der Region Alentejo im Südosten Portugals liegt, hat bereits mehrere Initiativen für Sonnenenergie vorangetrieben. Vor fünf Jahren gab der Bürgermeister José María Prazeres Pós-de-Mina den Anstoß für den Bau einer Solaranlage, die seit mittlerweile zwei Jahren in Betrieb ist. Die US-Umweltorganisation "One World" wählte Pós-de-Mina 2008 zur "Persönlichkeit des Jahres". Die Anlage Amaraleja, die Teil eines Solarparks in Baldio da Ferraría, einem Tal, das den europäischen Spitzenwert von 3.000 Sonnenstunden im Jahr erreicht.

Nachdem Amaraleja die spanischen Konkurrenten in Puertollano und Olmedilla de Alarcón hinter sich gelassen hat, gilt die Anlage als eine der größten ihrer Art auf der ganzen Welt. Auf einer Fläche von 320 Hektar erzeugen Solarpanele mit einer Gesamtleistung von 64 Megawatt jährlich 93 Millionen Kilowattstunden Strom - genug um 30.000 Haushalte zu versorgen. Die Verantwortlichen für das Projekt in Amaraleja hätten außerdem erreicht, dass in der Nähe auch eine Fabrik für Solarpaneele gebaut worden sei, sagte der Ingenieur Helder Guia im Gespräch mit IPS. Guia leitet die Initiative 'Sunflower', die europäische Städte zur Zusammenarbeit im Umweltbereich animieren will.

Bürgermeister Pós-de-Mina nahm im November 2008 auch an einer lateinamerikanischen Konferenz über erneuerbare Energien in Florianópolis teil, der Hauptstadt von Santa Caterina. Damit war der Weg für das jüngst unterzeichnete Abkommen zwischen Lógica und FCTER bereitet: Vorgesehen ist eine weitreichende technische und wissenschaftliche Kooperation, die vor allem die Photovoltaik voranbringen soll. Das Projekt will auch den Erfahrungsaustausch zwischen brasilianischen und portugiesischen Studenten und Technikern fördern. Wie Lógica ankündigte, sollen in Brasilien außerdem zwei Fabriken zur Produktion von Solarpaneelen entstehen.

Quelle: Klimaretter.info / Mario de Queiroz (IPS)

1 Kommentar:

  1. Das schon ist eine gute und langfristige Investition, meine ich. Vielen Dank für den interessanten und informativen Artikel!

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