Montag, 14. März 2011

Solarthermie könnte viel mehr

Am Wochenende ging die 1. Nationale Minergie Expo in Luzern zu Ende. Die gezeigten energetischen Alternativen erhielten durch die Ereignisse in Japan unerwartete und brisante Aktualität. Und sie machten klar, dass es sehr wohl eine Energiewelt jenseits des Atomstroms gibt.

Neben den unzähligen Ausstellern, die Baumaterialien und Energietechniken aller Art präsentierten, fanden zahlreichen Fachvorträge und –tagungen Beachtung. So auch jene zum Thema «Solarenergie in der Praxis – die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten». Darüber liess sich einen ganzen Tag informieren und diskutieren, wobei vor allem die Potenziale des Sonnenstroms für einen übervollen Tagungssaal sorgten. Swissolar-Vertreterin Annina-Maria Jaggy bezeichnete das Solarenergiepotential als nahezu unerschöpflich – und das war am Freitagmorgen noch bevor die ersten Meldungen aus Japan eintrafen. Die Schweizer Fachorganisation legt stets grossen Wert darauf, die Potentiale sowohl für die Strom- wie eben auch für die Wärmegewinnung zu betonen und bekannt zu machen.

Neben der Solarthermie war auch die Photovoltaik gewichtiges Thema der 1. Minergie Expo in Luzern - wobei das Messedach mit der grossen PV-Anlage besten Anschauungsunterricht bot. Im Bild die öffentlich einsehbare Messanlage, die selbst für diesen Märztag hohe Erträge auswies (von oben nach unten: aktuelle Leistung, Tagesertrag in Kilowattstunden, Gesamtertrag seit Bestehen der Anlage in kWh - Foto: Guntram Rehsche).

Da auch Solarmedia häufig die photovoltaische Solarenergie in den Vordergrund stellt, sei in diesem Tagungsbericht für einmal umgekehrt verfahren. Denn auch die über Sonnenkollektoren gewonnene Wärme – sowohl für die Brauchwasseraufbereitung wie für Heizzwecke – liesse sich hierzulande noch gehörig steigern. Was Michel Haller von der Technischen Hochschule Rapperswil aufzeigte. Erst fünf Prozent des Warmwassers und sogar nur deren zwei bei der Heizwärme werden solar erzeugt. Dabei wäre viel mehr möglich. Aber leider hat der Markt – dies ganz im Gegenteil zu unlängst nahezu explosionsartig wachsenden Photovoltaik – sogar einen Dämpfer erhalten und erkennbares Wachstum wird erst wieder für das laufende Jahr erwartet.

Dabei wäre es so einfach, denn die solarthermische Energiegewinnung benötigt weniger Fläche als die Stromerzeugung. Rund fünf Quadratmeter Kollektorfläche genügten, um die Hälfte des in einem Familienhaushalt benötigten Warmwassers zu erzeugen, etwa doppelt so viel für bis zu 70 Prozent der benötigten Wärme. Vor allem auf Einfamilienhäusern und kleineren Mehrfamilienbauten lässt sich gemäss Haller ein solcher Versorgungsgrad spielend erreichen. Die restliche Energie kann dann beispielsweise ein Pellet- (Holz-) Ofen liefern, womit eine insgesamt weitgehend CO2-freie Energieversorgung möglich wird. Ein höherer solarer Deckungsgrad ist weniger sinnvoll, da die Grossanlage dann weit gehend ungenutzt bliebe und nur in extremer Winterkälte voll zum Einsatz gelangte.

Interessant bei der solarthermischen Energienutzung ist auch die Tatsache, dass selbst nach Osten oder Westen ausgerichtete Kollektoren zu guten Erträgen führten, etwa auch bei diffuseren Lichtverhältnissen – in dieser Hinsicht ist die Solarthermie der Photovoltaik wohl meist überlegen. So lässt sich auch jener Schluss ziehen, den Swissolar interessierten NutzerInnen immer mit auf den Weg geben will: Wer eine solare Anwendung in Betracht zieht, soll in den meisten Fällen zuallererst für eine solarthermische Anlage besorgt sein. Bleiben dann noch Flächen und Mittel übrig, ist die Photovoltaik zur direkten Stromerzeugung der nächste Schritt. Mit Solarthermie liesse sich zweifellos ein gehöriger Teil des Schweizer Energieproblems lösen.

Wie weit das gehen könnte, zeigte Cristiano Covelli von der Ernst Schweizer, Metallbau AG in Hedingen (ZH). Schweizer - einer der führenden Anbieter von Sonnenkollektoren hierzulande - realisiert in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Jenni des gleichnamigen Solarpioniers aus Oberburg (BE) auf Wunsch das so genannte Solarhaus. Dieses lagert in einem grossen Wasserspeicher (von Jenni) die vornehmlich in der wärmeren Jahreszeit über die Sonnenkollektoren (von Schweizer) eingefangene Wärme für den Winter ein. Da genügt dann eine kleine Zusatzheizung und die Energieversorgung ist fast vollständig solar gelöst.

Swissolar informiert laufend über beide solarenergetischen Anwendungen über die Website www.swissolar.ch - dort ist auch das Verzeichnis «Die Solarprofis» mit rund 400 Einträgen einsehbar, dank dem handwerkliche Hilfe in der Region eruiert werden kann.

© Solarmedia

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