Dienstag, 2. August 2011

China statt Deutschland

Das Nachhaltigkeitsportal Ecoreporter beleuchtet einen Trend, der den Weltsolarmarkt auf den Kopf stellen dürfte. Waren bislang Deutschland und Italien die Leitmärkte und drängte die USA nach, so tritt nun China auf die Weltbühne der grossen Solartrom-erzeuger. Modulbauer sind meist schon chinesisch (siehe Solarmedia vom 23. Juli 2011).

Im Juli haben sich die Hoffnungen auf eine Belebung der Nachfrage für Solarprodukte nicht erfüllt. Darauf weist Jesse Pichel hin, Solar-Analyst der US-amerikanischen Jefferies & Co. Ihm zufolge hat sich die Nachfrage in den weltweit größten Absatzmärkten Deutschland und Italien im Juli nach einer ersten Belebung im Juni wieder abgeschwächt. In Italien war der Markt nahezu zum Erliegen gekommen, als die Regierung in Rom von März bis Mai über Einschnitte bei den Solarstromtarifen stritt. Mit der Neuregelung der Solarstromtarife treten ab August schrittweise Tarifkürzungen in Kraft. Diese Aussicht hatte im Juni die Nachfrage belebt. Doch laut Pichel warten Investoren nun ab, dass nach den Kürzungen ab August auch die Hersteller von Solarprodukten ihre Preise verringern. Damit steige die Gefahr, dass die Hersteller wie im Frühjahr wieder hohe Lagerbestände aufbauen und Abschreibungen auf deren Wert vornehmen müssen.

Einer der weltgrössten Modulbauer, die Suntech Power in Wuxi westlich von Shanghai, wird in Zukunft vermehrt eigene Module im Heimmarkt absetzen - und China damit auch zu einem der wichtigsten Produzenten von Solarstrom machen (Bild: Suntech).



Für Deutschland erwartet der US-Analyst nur eine mäßige Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte. Denn Befürchtungen über weitere starke Kürzungen der Solarstromtarife zum Jahresanfang 2012 hätten sich nicht erfüllt. Die Neugestaltung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zum 1.1.2012 sehe eher moderate Kürzungen vor. Daher sei nicht wie im Vorjahr mit starken Vorzieheffekten in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen. Pichel geht davon aus, dass sich die deutsche Nachfrage im zweiten Halbjahr auf dem Niveau der ersten Jahreshälfte bewegen wird und in 2011 insgesamt nur 3,8 Gigawatt (GW) Solarstromkapazität neu installiert wird. 2010 waren noch rund 7,5 GW neu ans Netz gebracht worden.

Der Solarexperte von Jeffries macht Hoffnung darauf, dass eine steigende Nachfrage aus China die Absatzschwäche in den europäischen Kernmärkten künftig zum Teil auffangen könnte. Die Regierung in Peking habe nun eine weitere Maßnahme zu Solarförderung angekündigt. Demnach soll ein landesweites Tarifsystem für Photovoltaik-Projekte eingeführt werden. Sofern sie von der nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) vor dem 1. Juli 2011 genehmigt wurden und noch in diesem Jahr fertiggestellt werden, sollen sie laut Pichel eine Vergütung von umgerechnet 12, 6 Cent je Kilowattstunde erhalten. Der Tarif falle für nach dem 1. Juli genehmigte Solarprojekte auf rund elf Cent je Kilowattstunde, dafür behielten sie ihren Anspruch darauf auch dann, wenn sie erst im kommenden Jahr realisiert würden.

Der Solar-Analyst prognostiziert, dass diese Maßnahme die Nachfrage im chinesischen Solarmarkt stark beleben wird. Sie könne bis Ende 2012 auf zu zwei GW anwachsen, danach schnell auf mehr als fünf GW. Aktuell habe die NDRC bereits Solarprojekt mit einer Kapazität von über einem halben GW genehmigt. In 2011 werde voraussichtlich ein GW Photovoltaik-Leistung ans Netz gebracht. Dieser Nachfrageschub mindere die Gefahr, dass die Solarhersteller hohe Lagerbestände aufbauen.

Quelle: ecoreporter.de

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