Donnerstag, 6. September 2012

«Enormes Potenzial erkennen!»

Der weltweite Photovoltaikmarkt ist im ersten Halbjahr 2012 enorm gewachsen. 13 Gigawatt, so eine aktuelle Studie von IMS Research, wurden installiert - mehr als je zuvor. Rund 31 Gigawatt werden es voraussichtlich bis Ende des Jahres sein. Und doch serbelt die Modulbranche - eine Analyse von Andrew Murphy, Murphy&Spitz, einem Pionierunternehmen der nachhaltigen Geldanlage. 


 

Es herrscht Ernüchterung beim Exportweltmeister Deutschland: Die letzten Zahlen des deutschen Branchenprimus Solarworld waren schockierend. Konnte sie im ersten Quartal noch einen operativen Gewinn erarbeiteten, so hat die wirtschaftliche Krise nun auch bei Solarworld zugeschlagen. Man fragt sich, wie es Solarworld und die gesamte Branche bei dem sich kontinuierlich verschärfenden Margendruck schaffen sollen, überhaupt wieder positive Zahlen zu schreiben.

Mittlerweile erwirtschaften durchweg alle Photovoltaik-Produzenten Verluste - seien es chinesische Hersteller wie Yingli, Trina und Yinko oder deutsche wie Centrosolar und Solarworld. Dass Unternehmen wie Solon, Q-Cells oder kürzlich auch suntech durch schwaches Management in Schwierigkeiten geraten, kann als normale Entwicklung in einer Industrie betrachtet werden. So etwas geschieht auch in anderen Wirtschaftszweigen, Schwamm drüber. Die Einzigen jedoch, die in der Solarwirtschaft heute noch Geld verdienen, sind die Banken. Nicht die Sonnenkönige wie Frank Asbeck oder der Selbstständige mit seiner Solaranlage auf dem Dach, nein, die Banken mit ihren horrenden Provisionen reißen tiefe Gräben in die Bilanzen einer Solarworld und Phönix Solar. Die Unternehmen haben jedoch keine Wahl.

Die Anschubfinanzierung für eine neue Industrie, mit der Deutschland selbst erklärter Umwelt- und Exportweltmeister ist, fällt schlichtweg zu schnell. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette wird kein Geld mehr verdient. Und wo kein Geld mehr verdient werden kann, da setzen sich entweder jene durch, die über einen langen Atem verfügen oder jene, die auf einen strategischen Partner zurückgreifen können wie aktuell die chinesischen Solarfirmen auf den chinesischen Staat. Die Alternative: das Wirtschaften wird eingestellt.

Die bewundernden Blicke deutscher Politiker und DAX-Vorstände auf die weisen strategischen Schritte der chinesischen Staatswirtschaft erblinden beim Anblick der heimischen Solarwirtschaft. China schützt sein Standbein in der Zukunftstechnologie schlechthin, der Photovoltaik, massiv. Kann wie bspw. gerade bei LDK Solar geschehen, ein Solarunternehmen seinem Schuldendienst nicht mehr nachkommen, so springt die öffentliche Hand helfend ein. Die Chancen erkennend hat China mittlerweile über eine Million Arbeitsplätze in der Solarwirtschaft aufgebaut.

Aufhören wird der seit einigen Monaten anhaltende Shitstorm auf die deutsche Photovoltaik erst, wenn auch hierzulande das enorme Potenzial der Solarindustrie erkannt wird und entsprechend strategische Weichen gestellt werden. Schon heute sind die Gestehungskosten von Solarstrom preiswerter als von Strom aus Offshore-Windparks. Und nicht nur das. Die dezentrale Struktur der Photovoltaik macht kontrovers diskutierte Überland-Hochspannungsleitungen teilweise obsolet. Unter Experten ist es längst Konsens, dass sich die Preise für die Speicherung von Energie innerhalb der nächsten fünf Jahre halbieren werden. Warum dann solch hohe monetäre Ressourcen in Überland-Hochspannungsleitungen stecken, wenn wir uns weit kostengünstiger auf die Speichertechnologien konzentrieren können? Ich gehe sogar noch weiter: die massive Subventionierung des Ausbaus der Überlandleitungen kommt einer staatlichen Subventionierung von RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall gleich. Einer Subventionierung alter, verkrusteter Geschäftsmodelle, die sich auf zentrale Energieerzeugung stützen.

Quelle: Murphy&Spitz

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