Dienstag, 4. September 2012

Energiewende ist bezahlbar

Die Energiewende ist eingeleitet und nimmt mit der Energiestrategie 2050 des Bundes konkrete Formen an. Nächste Woche wird der Bundesrat die Eckwerte präsentieren und in die Vernehmlassung geben. Bereits jetzt kritisiert werden die Kosten für den Umbau der Energieversorgung sowie die künftigen höheren Strompreise.

Verschiedene Akteure haben entsprechende Kostenberechnungen angestellt. Sind diese Schätzungen realistisch oder widerspiegeln sie die – positive oder negative – Einschätzung der Akteure gegenüber der Energiewende? Am Dienstag hat die Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch in Solothurn an einer Tagung die Berechnungen präsentiert und analysiert. Über 100 Personen nahmen an der Veranstaltung teil – Vertreter der öffentlichen Hand, der Wirtschaft, der Energiebranche und von Umweltorganisationen.

118 bis 150 Milliarden Franken soll der Umbau der heutigen Stromversorgung bis ins Jahr 2050 kosten, hat der Verband Schweizerischer Elektrizitätswerke VSE berechnet. Drei verschiedene Szenarien wurden den Berechnungen zugrunde gelegt – alle ohne neue Kernkraftwerke. Die Strompreise würden dabei um 30 bis 75 Prozent steigen.

Doch auch das Szenario Weiter-wie-bisher wird zu höheren Kosten und Energiepreisen führen,
sind doch die teilweise veralteten Übertragungs- und Verteilnetze zu ersetzen. Ebenso wird die Strommarktliberalisierung zu einer Angleichung der Energiepreise an das europäische Niveau führen, da die Energiepreise in der Schweiz heute mit der Gestehungskosten-Regel teilweise künstlich tief gehalten werden.

Der unabhängige Finanzexperte und Präsident der Stiftung Ethos, Kaspar Müller, warf zudem den Kernkraftwerkbetreibern vor, ihre Kosten nicht korrekt auszuweisen. Der Strom aus den Kernkraftwerken Gösgen und Leibstadt wäre wesentlich teurer, wenn die Rechnungslegung und Bilanzierung nach heute gängigen Regeln erfolgte: Er würde 8 bis 10 Rappen pro Kilowattstunde kosten, was doppelt so hoch ist wie heute ausgewiesen und rund 2 bis 3 Rappen mehr, als der Marktpreis für Bandenergie heute beträgt.

Den vermeintlich höheren Kosten der Energiewende ist zudem auch der höhere Nutzen gegenüberzustellen, betonten verschiedene Referenten. Durch den Umstieg auf erneuerbare Energien wird die lokale Wertschöpfung wesentlich steigen. Konkrete Erfahrungen damit hat der Landkreis Konstanz am Bodensee mit 265‘000 Einwohnern gemacht: Innerhalb von sechs Jahren stieg die Anzahl Beschäftigter im Sektor der erneuerbaren Energien von 340 auf über 500, und die Umsätze stiegen von 227 auf 289 Millionen Euro. Ebenfalls gute Erfahrungen mit den erneuerbaren Energien haben die Industriellen Werke Basel IWB gemacht. Bis 2015 wird bereits ein Drittel ihres heutigen Energieabsatzes aus Wind-, Solar- und Biomasseenergie stammen.

Höhere Preise führen letztlich nicht zwingend zu höheren Kosten für ein Unternehmen oder eine Privatperson. Wer auf höhere Preise reagiert, in dem er seinen Verbrauch senkt, wird insgesamt nicht mehr für seine Energie bezahlen. Den Energieverbrauch zu senken, ist letztlich das Ziel einer umweltgerechten Energieversorgung, wie Vertreter von Umweltorganisationen ausführten.

Quelle: Praktischer Umweltschutz Schweiz

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen