Samstag, 13. Oktober 2012

Solarbauern weiter sehr aktiv

Anfangs Oktober fand die „Solarbauerntagung“  der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie in Haslen, AI, auf dem Hof der Familie Lorenz Brülisauer in Anwesenheit von Landammann und Nationalrat Daniel Fässler und dem Präsidenten des Bauernverbandes Appenzell, Sepp Neff-Fust, und Fachleuten von Solarfirmen statt - ein weiteres Beispiel eines erfolgreichen solaren Landwirtschaftsbetriebs. 

Der Anwendung der Solarenergie auf Landwirtschaftsbetrieben wird ein sinnvoll nutzbarers Potenzial zugeschrieben, wobei Projekte nur dann ausgeführt werden sollen, wenn deren Wirtschaftlichkeit gegeben ist. Solarinvestitionen werden immer mehr wie andere Investitionen behandelt, auch wenn Überlegungen zu Werten der Nachhaltigkeit weiterhin eine Rolle spielen. Nach einer intensiven Aus- und Weiterbildung übernahm Lorenz Brülisauer den Landwirtschaftsbetrieb von seinem Vater und bewirtschaftete diesen zunächst als Pächter. Zusammen mit seinem Schwager pflegt er eine Tierhaltergemeinschaft. Der Betrieb wurde laufend erweitert. Gegenwärtig werden 25 Hektaren Land bewirtschaftet. Ein Laufstall ermöglichte es u. a. eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zu installieren. 35 Kühe, über hundert Schweine, einige Aufzugshennen bilden heute die Erwerbsbasis. Als Brülisauer vernahm, dass es dank des Förderinstrumentes der Kostendeckenden Einspeisevergütung  (KEV) möglich ist, eine Photovoltaikanlage zu renditemässig vernünftigen Bedingungen zu erstellen, liess er sich beraten und drei Offerten erstellen. Dabei kam ihm zugute, dass sein Bruder Elektrofachmann ist. Rechtzeitig zum  Beginn der Anmeldemöglichkeiten bei swissgrid für die KEV meldete er sein Projekt an und wurde berücksichtigt, nicht zuletzt, weil es sich bei seinem Vorhaben um eine für schweizerische Verhältnisse grosse Anlage handelte.

Brülisauer berücksichtigte eine Firma (Heizplan AG, Gams, SG), welche in der Nähe das Domizil hat und eine grosse Erfahrung auf dem Solargebiet aufweist. Die Bewilligungshürden wurden schnell genommen, auch wenn der Heimatschutz die Installation von Solarmodulen als „nicht schön“ betrachtete. An der Tagung spürte man, dass Fragen der Ästhetik in der Gegend weiterhin intensiv diskutiert werden. Dies ist angesichts der herrlichen Appenzeller Bauernhäuser auch verständlich.

Seit vier Jahren funktioniert nun die Anlage und Brülisauer hat eine kleinere Anlage auf einem Nebengebäude in der Zwischenzeit ebenfalls realisiert. Aufgrund seiner gesunden finanziellen Verhältnisse konnte er für die Investition von rund CHF 400 000.-  die Hälfte über IK (Investitionskredit) finanzieren. Die installierten 44 kWp lieferten 2011 44 000 kWh Strom (reicht für ca. 11 Haushalte zu 4 Personen). Aufgrund der Möglichkeit innerhalb des Systems von swissgrid Erweiterungen vorzunehmen, installierte er weitere 10 kWp auf dem Nebengebäude.

Brülisauer hatte Glück, dass die Stromleitungen gerade ausreichten um den Strom sicher abzunehmen und somit keine Zusatzkosten entstanden. Die Erfahrungen von Brülisauer mit den beiden Anlagen sind positiv. Von möglichen 380 m2 Dachfläche hat er 320  m2 mit Solarmodulen eingedeckt. Die Ausrichtung der Dächer ist günstig, nämlich Süd-Süd-West. Die Konstruktion wurde so gewählt, dass auch grössere Schneelasten die Anlage nicht beschädigen. Es handelt sich um „auf Dachanlagen“, welche auf das jeweilige Eternitdach befestigt wurden, und zwar so, dass sowohl Windlasten als auch Schneelasten kein Problem darstellen.

Der Zeitpunkt der Tagung und die Wahl des Hauptreferenten hätten nicht besser gewählt werden können. Die Session in Bern ging soeben zu Ende; der Bericht des Bundesrates zur Strategie der Energiewende ist noch frisch und die Diskussionen um die einzuschlagende Energiepolitik sind umfassend lanciert. Daniel Fässler ist u.a. Mitglied der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates (UREK-N) und ist dort Leiter der CVP-Delegation. Fässler ist überzeugt, dass der Energieverbrauch weiterhin zunehmen wird, dies hauptsächlich aufgrund des Bevölkerungswachstums. Gleichzeitig stellen die Menschen immer höhere Ansprüche und Anforderungen an die Infrastruktur. Diese, vorab das Leitungsnetz, muss so oder so erneuert werden, wobei die langen Bewilligungsverfahren verkürzt werden sollen, wenn die vom Bundesrat vorgegebenen Energieziele erreicht werden sollen. Fässler bezeichnet die Energieziele als ehrgeizig, aber realisierbar, wobei Bewilligungsverfahren vereinfacht werden müssen, nicht zuletzt, um die Wasserkraft aufgrund der noch bestehenden Kapazitäten auszubauen (Beispiel: Grimsel).

Die Haltung des Appenzeller Bauernverbandes betreffend die erneuerbaren Energien machte  Sepp Neff-Fust, Präsident Bauernverband Appenzell klar. Er zeigte sich überzeugt, dass der Wandel hin zu den „Erneuerbaren“ seine Zeit braucht und dass gerade unter Einbezug des Landschaftsschutzes und der Ästhetik von Bauten der Anblick von Solar- und Windanlagen „gewöhnungsbedürftig“ ist. Neff zählte die verschiedenen Faktoren auf, welche er den Landwirten empfiehlt, wenn sie eine Solaranlage installieren wollen. Ein „Schlafen auf dem Dach“ dürfe es nicht geben. Wer eine Langfristinvestition wie eine Photovoltaikanlage realisiert, tue gut daran, die mannigfachen Faktoren zu berücksichtigen wie Abklärung der Stromeinspeisung, Versicherungsfragen, Finanzierungsfragen usw. Neff ist überzeugt, dass die Landwirte bei der Energiewende eine wichtige Rolle spielen können und sollen. Er ist auch überzeugt, dass der technische Fortschritt noch nicht abgeschlossen ist.

Text: Max Meyer, Projektleiter „Solarbauern“, SSES, Oberengstringen

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