Freitag, 23. Mai 2014

Einbruch Europa - Durchbruch Asien

Fehlentscheidungen lassen den deutschen Solarmarkt derzeit einbrechen. In China werden Ausbauziele derweil für Solarstrom verdoppelt. Die Solarbranche appelliert an die Politik, die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) dringend nachzubessern, um den Marktstillstand in Deutschland abzuwenden und die Energiewende-Ziele zu erreichen.

Der Solarstrom-Ausbau in Deutschland geht immer langsamer voran. In den ersten vier Monaten 2014 wurde nur noch halb so viel Photovoltaik-Leistung neu installiert wie im gleichen Vorjahreszeitraum. Gegenüber dem Jahr 2012 brach der Frühjahrsmarkt sogar um annähernd 75 Prozentpunkte ein. Nach Einschätzung des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) droht inzwischen ein weitgehender Marktstillstand und ein Verfehlen der von der Politik selbst gesetzten Photovoltaik-Ausbauziele. Die Interessenvereinigung von rund 1.000 Solarunternehmen appelliert vor diesem Hintergrund an die Politiker von Bundestag und Bundesrat, die politischen Rahmenbedingungen für die Solarenergie im Rahmen der aktuellen Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zu verbessern. 

Unbedingt verzichtet werden müsse auf die von der Bundesregierung geplante Einführung einer verfassungswidrigen „Sonnensteuer“, einer finanziellen Belastung von Solarstrom für die Selbst- oder Mieterversorgung mit der EEG-Umlage. Relevante Mehrkosten für den Verbraucher seien aufgrund des starken Preisverfalls bei Solarmodulen damit nicht verbunden. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hatte dies erst kürzlich bestätigt. Die Verbraucherschützer unterstützen die Solarbranche in ihrer Forderung ebenso wie der Deutsche Mieterbund, der Bundesverband Deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, der Deutsche Bauernverband und das Bündnis für Bürgerenergie. Das Votum der Bürger sei ebenfalls eindeutig: Nach einer aktuellen Umfrage von TNS Emnid sprechen sich drei Viertel der Bevölkerung gegen eine solche Sonnensteuer aus. 

Während in Deutschland ein weiterer Markteinbruch droht, setzt das Ausland immer stärker auf die Kraft der Sonne, um seine Energieversorgung umweltfreundlicher und sicherer zu machen. So verdreifachte sich 2013 die Photovoltaik-Nachfrage beispielsweise in Japan und China, in den USA stieg diese um mehr als 40 Prozent. China kündigte erst vor wenigen Tagen an, seine ehrgeizigen Ausbauziele für Solarstrom nochmals deutlich zu erhöhen. Bis 2017 will die Volksrepublik die installierte Solarstrom-Gesamtleistung mehr als verdreifachen. Weltweit wird 2014 ein Anstieg der Photovoltaik-Nachfrage um mindestens 20 Prozent erwartet. 

Allein in den letzten drei Jahren haben sich die Kosten von Solarstrom halbiert, in Deutschland produzieren neue Photovoltaik-Anlagen zu einem Preis von gerade einmal zehn bis 14 Cent pro Kilowattstunde. Damit ist Solarstrom in Deutschland kein Stromkostentreiber mehr und günstiger als in den meisten übrigen Ländern der Erde. Die deutsche Solarforschung und -industrie sowie die Verbraucher haben mit ihren Investitionen und ihrem Engagement in den letzten Jahren entscheidend zu dieser Entwicklung beigetragen. 

Umso unverständlicher ist die aktuelle deutsche Energiepolitik. „Anstatt sich jetzt für den endgültigen Durchbruch der Solarenergie einzusetzen und Deutschlands Rolle als Vorreiter der Erneuerbaren Energien zu festigen, legt die Politik dem weiteren Ausbau immer größere Steine in den Weg“, so Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar). „Und anstatt das breite gesellschaftliche Engagement für die solare Energiewende zu nutzen, werden Klimaschützer mit den geplanten Mehrbelastungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes regelrecht bestraft.“ Sollten Sigmar Gabriels Reformpläne tatsächlich Gesetz werden, wird Deutschland seine einst gefeierte Funktion als klimapolitischer Vorreiter endgültig verlieren und die selbst gesteckten Klimaschutzziele nicht erreichen. Ein weiterer Markteinbruch wird die verbleibende deutsche Solarbranche massiv treffen. „Die Vorteile der Technologie ernten dann andere“, warnt Körnig. 

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