Dienstag, 22. Dezember 2015

Strompreise in Europa für Haushalte stark gestiegen

Die Strompreise in Europa sind seit Jahren im Aufwärtstrend, wobei die Preise für Haushaltskunden in vielen Ländern schneller wachsen als die Industriestrompreise.   

2015 lag der durchschnittliche Strompreis für Haushaltskunden bei 20,8 Cent pro Kilowattstunde [Cent|kWh]. Das ist ein Anstieg um 24% seit 2010, als die Kilowattstunde noch 16,7 Cent kostete. Im selben Zeitraum sank der Industriepreis um 2%, von 9,1 Cent in 2010 auf den aktuellen Wert von 8,9 Cent. Die Unterschiede innerhalb Europas sind hoch und reichen für private Verbraucher von 9,4  in Bulgarien bis 30,7 Cent|kWh in Dänemark. Industriekunden zahlen Preise von 6,2 in Schweden bis 15,5 Cent in Malta.

In den letzten 10 Jahren sind die Strompreise für Verbraucher im europäischen Durchschnitt um 56% gestiegen. Die größten Veränderungen hatten die Menschen in Griechenland [157%], Großbritannien [142%] und Spanien [110%] zu bewältigen. Nur sehr leicht stiegen die Preise in den Niederlanden [0,1%]. Zwischen 2014 und 2015 stiegen die Verbraucherpreise besonders in Lettland [+20%], Bulgarien [+13%] und Großbritannien [+11%]. In einigen Ländern Europas sind die Preise 2015 aber auch gesunken. Die Spitzenplätze mit fast 15% Preisrückgang nehmen Malta und Zypern ein.

Die Verbraucherpreise für Strom haben die Industriepreise längst überholt und der Abstand vergrößert sich seit Jahren. Haushaltskunden mussten in den vergangenen 5 Jahren eine Steigerung um 24% hinnehmen während Unternehmen 2015 sogar 2% weniger zahlten als 2010. Seit vielen Jahren müssen Verbraucher in Dänemark am meisten Geld für ihren Strom ausgeben, denn dort kostet die Kilowattstunde 30,7 Cent. Den zweiten Platz des Eurostat Rankings belegt Deutschland mit 29,5 Cent|kWh. Damit ist der Strom bei den beiden Tabellenführern mehr als 3-mal so teuer wie in Bulgarien [9,4Cent]. Italien und Irland belegen Platz 3 und 4 der teuersten Länder Europas. Spanien fällt auf Platz 5, weil die Preise dort 2014 etwas nachgegeben haben. 

Die Energiepreise werden von einer Reihe Faktoren beeinflusst, wie Steuern, Netzentgelten oder Kosten für den Klimaschutz. Den größten innereuropäischen Unterschied verursachen Steuern und Abgaben. Im EU-Durchschnitt liegt dieser Anteil bei 32%. Doch die Werte variieren von Land zu Land und sind mit 57% in Dänemark am höchsten. In Deutschland, wo die staatlich veranlassten Preisbestandteile ebenfalls mehr als die Hälfte [52%] des Preises ausmachen, ist mit 21% die EEG-Umlage enthalten, die den Ausbau der erneuerbaren Energien ermöglicht. Am anderen Ende der Abgaben-Skala steht Großbritannien, das mit 16% nur einen sehr niedrigen Steueraufschlag zahlt.

Die Strompreisentwicklung ist von großem politischen Interesse, weil zusätzliche Kosten die Unternehmen belasten. Die Befreiung der Industrie von staatlichen Abgaben und Umlagen wird deshalb auch überwiegend mit der internationalen Wettbewerbsfähigkeit begründet. 

Mittelgroße Industrieunternehmen mit einem Jahresstromverbrauch zwischen 500 und 2.000 MWh zahlen in Europa durchschnittlich 9 Cent pro Kilowattstunde. Das ist der Preis ohne abzugsfähige Steuern und Abgaben. Für Industriekunden waren die Stromkosten im Jahr 2015 am höchsten in Malta, Großbritannien und Zypern – den Ländern, in denen es auch die größten Preisschwankungen gab. Die Preise in Großbritannien sind in den letzten drei Jahren um 31% gestiegen, während sie auf Zypern um fast 40% gefallen sind. Auf Malta, dem einzigen europäischen Land, in dem Industriekunden mehr für ihren Strom zahlen als private Haushalte, sind die Preise um 13% gesunken. In Deutschland liest man immer wieder, dass Industrieunternehmen überdurchschnittlich hohe Preise für Energie zahlen, doch im europäischen Vergleich liegen die Kosten mit 8,1 Cent 10% unter dem Durchschnitt und sind seit 2014 um 9,6% gesunken.

Haushalte in Dänemark und Deutschland bezahlen mit Abstand die höchsten Preise für Strom, während die Menschen in Bulgarien am wenigsten zahlen. Setzt man die Kosten jedoch in Relation zum Nettoeinkommen, ist Bulgarien der Ort mit dem teuersten Strom, gefolgt von Lettland und Schweden. Den im Vergleich günstigsten Strom gibt es in Luxemburg, Italien und den Niederlanden. 

Ein durchschnittlicher bulgarischer 1-Personen-Haushalt gibt 3,0 % seines mageren Monatseinkommens [356 €] für die Stromrechnung aus. Das europäische Mittel liegt bei 1,9%. Im Gegensatz dazu zahlt ein luxemburgischer Single-Haushalt nur 0,7% seines Gehalts, denn er hat im Vergleich das höchste Einkommen in Europa [3.149 €] und die Energiepreise sind mit 18 Cent für die Kilowattstunde relativ niedrig. In Deutschland liegt der Anteil mit 2% nur leicht über dem europäischen Durchschnitt. Energiearmut ist jedoch ein europaweites Problem. Im Durchschnitt kann sich jeder Zehnte die hohen Stromkosten nicht mehr leisten.  Doch in einigen Ländern ist der Anteil einkommensschwacher Haushalte besonders hoch. Laut Eurostat kann ein Drittel der bulgarischen Bevölkerung [33%] den Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. In Kroatien waren 30% und in Rumänien 29% der Haushalte mit den Stromkosten überfordert. Am anderen Ende der Scala stehen Luxemburg und Schweden mit etwas mehr als 3%. In Deutschland ist der Anteil um knapp 17% gestiegen, von 3,6% in 2013 auf 4,2% in 2014.

Quelle:  Strom-Report 

 ^^^ Nach oben

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen