Montag, 29. Februar 2016

Für sonnige Zukunft Griechenlands


Weg in Griechenlands Energieunabhängigkeit: Go Solar! © Panons Mitsios / Greenpeace

Horrende Energierechnungen, Arbeitslosigkeit und Armut. So sieht momentan das Bild in Griechenland aus. Und statt neue Wege zu gehen und Lösungen mit Zukunft anzustreben, plant die Regierung ein neues Ölkraftwerk. Greenpeace startete deshalb ein Crowdfunding für die Solarisierung Griechenlands. Die Kampagne trägt Früchte: Dank der grosszügigen finanziellen Unterstützung von SupporterInnen konnten in Rhodos zwei Solarsysteme installiert werden – ein erster kleiner Schritt in die Energieunabhängigkeit.

«Ich möchte, dass meine Schüler den Gemeinderat in einem Brief um Solarpanels für die Dächer unserer Schule bitten», meint Dimitris Grigoriadis, Lehrer an der «Lyceum of Paradisi», in einem Dorf an der Nordwestküste Rhodos. Er und acht seiner Schüler halfen dabei, ein 2kWp-Solarsystem auf dem Dach des Hauses einer Mutter mit einem 5-jährigen Sohn zu installieren. Die Familie wird damit die exorbitanten Energiekosten reduzieren können.  Die Wirtschaft- und Finanzkrise stürzte viele Familien in eine existenzielle Krise. Deshalb startet die Umweltorganisation die Kampagne «Solarisieren wir Griechenland»: Griechenland würde dabei nicht nur unabhängiger und finanziell stabiler – das Projekt würde auch die Umwelt schonen.

Dank der Hilfe von SpenderInnen konnte das Projekt in die Tat umgesetzt werden. Greenpeace gab vor Ort Workshops und Trainings zum Thema Solarsysteme und installierte mithilfe von lokalen Schülern Photovoltaikanlagen auf den Dächern von mittellosen Familien. Die TeilnehmerInnen lernten die Grundlagen von Solarenergie und Energiepolitik kennen, bauten ihre eigenen Solarlampen und kochten mit Solarenergie. 

Der 15-jährige Schüler Michalis von Paradisi war begeistert: «Ich hoffe, dass ich irgendwann in die Fussstapfen meines Vaters treten und ein erfolgreicher Elektriker oder Ingenieur werden kann.» Und: «Ich möchte ganz viele Solaranlagen installieren.» Die bisherigen Reaktionen der SchülerInnen, deren LehrerInnen und Familien waren inspirierend und ermutigend. Greenpeace war beeindruckt von der Ernsthaftigkeit, mit der die SchülerInnen an die Sache gingen. Nebst der Tatsache, dass sie die Vorteile einer sauberen und sicheren Energieproduktion erkannten, Chancen auf einen Job zum Beispiel, gefiel ihnen vor allem eins: Der soziale Aspekt des Projekts. Irini etwa, 16-jährige Schülerin von Kremasti, schätzte den Teamgeist und die Möglichkeit, mit vielen verschiedenen Menschen arbeiten zu können.

Von diesem Teamgeist braucht Griechenland jetzt so viel mehr. Das Gefühl von Solidarität zwischen Armen und Reichen. Und Vertrauen in die Zukunft. Das ist es, was Erwachsene jungen Menschen mit auf den Weg geben sollten: Vertrauen, Hoffnung und  Zuversicht. Sie dabei in ein Projekt wie dieses zu involvieren, scheint ein guter Anfang zu sein. Auf der anderen Seite erscheint es unglaublich, dass Energiekonzerne – mit grosszügiger Unterstützung von Kapitalgebern – immer noch in Öl- und Kohlekraftwerke investieren. In einem Land mit Sonnenschein im Überfluss. Der Gedanke, Griechenland könnte im Mittelmeerraum eine Pionierrolle übernehmen und die hohen Schulden gegen eine erneuerbare Zukunft eintauschen, ist verlockend. Damit würde das Land eine führende Rolle in den Klimaschutzbemühungen übernehmen.

Bekommt Greenpeace die Möglichkeit, genug Zeit und Ressourcen in das Projekt zu stecken, steht einer erfolgreichen Solarbewegung nichts mehr im Weg. Rhodos, die Sonneninsel, hat mit 300 Tagen im Jahr die höchste Sonnenscheindauer in Griechenland und ist damit hervorragend geeignet, energietechnisch völlig unabhängig zu werden. Die Pläne der Regierung würden die Energiepolitik Griechenlands um Jahre zurückwerfen und die zukunftsorientierte Entwicklung in Richtung Erneuerbare zurückhalten. Deshalb sollten sie gestoppt werden. Was es jetzt braucht, ist der Enthusiasmus, etwas ändern zu wollen, und die Zuversicht, dass dies gelingen kann. Die Leute von Greenpeace Griechenland haben das, und auch die BewohnerInnen von Rhodos zeigen ihre Unterstützung.

Quelle: Greenpeace Schweiz

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Sonntag, 28. Februar 2016

Laue Erholung der Solaraktien



Der PPVX ist letzte Woche um 2,0% auf 1.181 Punkte gestiegen, der NYSE Arca Oil um 1,7%. Seit Jahresanfang 2016 liegt der PPVX mit -23,1% währungsbereinigt rund 14 Prozentpunkte hinter dem Erdölaktienindex (-8,9%). Die Top 3 Titel seit Jahresanfang sind First Solar (+6%), Advanced Energy Industries (+6%) und GCL Poly Energy (+2%). Die grössten Gewinner der Woche waren SunEdison (+58%) und Canadian Solar (+13%), die grössten Verlierer waren Sky Solar (-17%) und Motech Industries (-9%). Der PPVX-Börsenwert beträgt rund 30,4 Mrd. Euro. Seit Anfang 2003 liegt er (+320%) rund 209 Prozentpunkte vor dem Erdölaktien-Index (mit +111%).


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Der Solaraktienindex PPVX erscheint abwechslungsweise auf Solarmedia und in den Zwischenwochen auf  Vorsorgemedia!

Quelle: Öko-Invest-Verlag, Wien, oeko-invest@teleweb.at

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Donnerstag, 25. Februar 2016

Licht und Schatten der Solarbranche

Die 14. Nationale Photovoltaik-Tagung stand zu Beginn dieser Woche im Banne eines sich rasant entwickelnden Marktes. Allerdings: Produktion und Verbrauch von Solarstrom stehen in der Schweiz derzeit wieder einmal im Gegenwind – die Energiestrategie 2050, die die Photovoltaik als Pfeiler der hiesigen Energiepolitik etablieren soll, ist noch nicht in trockenen Tüchern. Und nicht zuletzt die etablierten Stromunternehmen zeigen sich aus Sicht des Fachverbandes Swissolar häufig als Bremser des Ausbaus der Solarenergie. 

Weiterhin belegen schweizweit rund 35'700 Gesuche für die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) das ungebrochene Interesse, Photovoltaik-(PV)-Anlagen aller Grössen zu errichten. Kleinere Anlagen mit einer Leistung unter zehn respektive 30 Kilowatt profitieren unterdessen von der schneller verfügbaren einmaligen Bezuschussung. So konnten im Jahr 2015 wieder annähernd gleich viele Kapazitäten für die Solarstromerzeugung wie im Vorjahr zugebaut werden (280 bis 300 Megawatt Leistung). Es wäre viel mehr möglich – und es wäre auch mindestens das Doppelte an jährlichen Zubau nötig, um gegen Ende des kommenden Jahrzehnts einen Grossteil des dannzumal gemäss Energiestrategie wegfallenden Atomstroms durch solaren zu ersetzen. 

Unterdessen macht nicht nur der ungenügende Zubau der Solarbranche Kopfzerbrechen. Wie die nationale Tagung in Bern aufzeigte, sind es vielfältige administrative Hindernisse und willkürliche Einschränkungen einzelner Elektrizitätsversorger, die das Wachstum behindern. Zuvorderst steht die Sorge um den angemessenen Rücklieferpreis, auf dessen sinkende Tendenz eine neue Studie aufmerksam macht. Hinzu kommt die eklatante Spanne, in der sich der Rücklieferpreis bewegt – je nach Versorger zwischen vier und 20 Rappen je Kilowattstunde Strom. Stossend, dass manche der Preisdrücker den Strom dann mit einer massiven Marge von bis zu 100 Prozent weiter verkaufen.

Vergällt wird den Erzeugern von Solarstrom ihr Geschäft zudem durch die Aussicht, dass sie neu für die Netzkosten zur Kasse gebeten werden sollen. Alt-Nationalrat Rudolf Rechsteiner aus Basel warnte an der PV-Tagung davor, eine entsprechende Gesetzesänderung könnte der Solarbranche endgültig den Garaus machen. Von Entsolidarisierung könne keine Rede sein, wenn die Solarproduzenten – deren zusätzliche Herstellung erneuerbarer Energie ja politisch erwünscht sei – von dieser Abgabe befreit bleiben. Zumal die Beanspruchung des Netzes durch den Solarstrom bei den aktuellen Produktionszahlen als vernachlässigbar erscheint. Gegenteiliger Ansicht sind die im VSE zusammengeschlossenen Elektrizitätswerke, die die Gesetzesänderung angestossen haben und nur so glauben, die Finanzierbarkeit des Stromnetzes sicherstellen zu können.

Während für die Schweiz der erwünschte Solarausbau auf rund einen Viertel der gesamten Stromproduktion derzeit also auf wackeligen Füssen steht – und finanziell stark von der Erhöhung des Strompreiszuschlags von 1,5 auf 2,3 Rappen je Kilowattstunde abhängt – geht es in einer weltweiten Perspektive munter voran. Der Präsident von Photovoltaic Austria, dem Pendant von Swissolar, sprach an der Tagung gar von einer kopernikanischen Energiewende, die so ziemlich alles auf den Kopf stellt, was bislang in der Energiewelt Gültigkeit hatte.  Und wenn bislang von einem Kampf der Erneuerbaren als David gegen Goliath die Rede war, stelle sich unterdessen die Frage, wer denn hier David und wer Goliath sei.


Auch Swissolar-Präsident und SP-Nationalrat Roger Nordmann hielt fest, die Energiewende sei unumkehrbar angestossen. Er erinnerte an deren Hintergrund, der in den kommenden Wochen mit traurigen Jubiläen fürAufmerksamkeit sorgen wird. Denn es stehen der fünfte Jahrestag des japanischen AKW-Desasters in Fukushima und der 30. der grössten aller Atomkatastrophen in Tschernobyl an. Um die hiesige Energiewende nicht zu gefährden, brachte der Lausanner einen Rückzug der Atomausstiegs-Initiative ins Spiel – zumal sich die Atomenergie allein schon aus ökonomischen Überlegungen von selbst erledige.

Seit den Fanalen der Energienutzung in Japan und der Sowjetunion hat sich vieles getan in Bezug auf die Erneuerbaren. Aber es ist noch viel mehr möglich. Christian Breyer, Dozent an der finnischen Lappeenranta Universität, modelliert ein weltumspannendes Energieversorgungssystem, das vollständig auf Erneuerbare abstellt. Sein erstaunliches Fazit – ein solches ist zu vertretbaren Kosten zu realisieren.

Die Kosten sind auch für Volkswirtschaftprofessor Beat Hotz-Hart Dreh- und Angelpunkt der Beurteilung auch der Erneuerbaren im allgemeinen und der Photovoltaik im besonderen. Vor den rund 550 Kongress-TeilnehmerInnen widersprach er jenen VWL-Professoren, die Kosten von weit über 100 Milliarden Franken für die Energiewende veranschlagen. Diese vergessen, dass auch ein Weiter-wie-bisher in der Energiepolitik nicht zum Nulltarif zu haben ist. In einer volkswirtschaftlichen Beurteilung der Energiewende hätten nur die Differenzkosten zu diesem Weiter-wie-bisher Bedeutung. Diese betragen gemäss Hotz-Hart rund 40 Milliarden Franken, verteilt über 25 Jahre. Fazit: Die Energiewende kostet etwa gleich viel das Neat-Eisenbahnprojekt – und sei praktisch ohne Wachstumseinbusse zu stemmen.

Dass das wiederum nicht rein professorale Theorie ist, belegten die vielen Praxisbeispiele, die an den Solartagen trotz winterlichem Wetter in der Bundeshauptstadt allen Sorgen zum Trotz auch für zuversichtliche Stimmung sorgten. So beanspruchen viele Solarprojekte gar keine staatliche Förderung. Die Genossenschaft Migros-Aare etwa hat eine ganze Anzahl von Anlagen für den Eigenverbrauch erstellt und investiert so insgesamt rund 20 Millionen Franken – ohne jegliche staatliche Unterstützung. Grosse Mietwohnungs-Siedlungen im baslerischen Frenkendorf oder im nördlichen Zürich versorgen die Bewohner direkt mit Solarstrom. Und sie können gemäss den Projektvertretern auf gute Partnerschaft mit den jeweiligen Elektrizitätswerken aufbauen.

Ein Blick auf die schweizerische Solarforschung und -entwicklung rundete den zweitägigen Anlass ab. Was sich im Vorjahr angekündigt hatte, scheint für die gebäude-integrierte Photovoltaik auf gutem Weg. Unterdessen sind viele Produkte für die fassadenintegrierte (Built-In) Photovoltaik verfügbar, auch in zahlreichen farblichen Abstufungen. Anwendung haben sie noch immer erst in einzelnen Fällen gefunden – nächstes grösseres Projekt ist der neue Verwaltungsbau des Bauzulieferers Sika in Zürich-West. Das Start-up-Unternehmen Flisom will mit seinen im Druck-Roll-Verfahren hergestellten PV-Elementen 2017 in Produktion gehen. Und die Forschung ist an verschiedenen Instituten wie der Empa in Dübendorf und dem Csem in Neuenburg daran, mit wegweisenden Projekten ihren international bedeutsamen Ruf abzusichern. 

Als Fazit der diesjährigen nationalen Photovoltaiktagung kann denn gelten: Passiert die Energiestrategie des Bundes weit gehend unbeschadet National- und Ständerat und verfolgen die Kantone die Empfehlungen zur Umsetzung im kantonalen Bau- und Energierecht (die so genannten MuKEn) konsequent, könnte die Photovoltaik schon fast zum Selbstläufer werden.

Montag, 22. Februar 2016

Solarstrom - mehr oder weniger willkommen

Der Verband der unabhängigen Stromproduzenten (VESE) hat erstmals die Einspeisebedingungen für Solarstrom schweizweit erhoben und auf einer Webseite veröffentlicht (www.pvtarif.ch). Es zeigt sich, dass, per 1.1.2016, je nach Gemeinde, für eingespiesenen Solarstrom zwischen 3.5 und 25 Rp/kWh bezahlt werden, für die exakt gleiche Energielieferung. Der gewichtete schweizer Mittelwert sank beim Jahreswechsel 2015/16 um 4.7% auf 9.8 Rp/kWh, nachdem schon mehrere grosse Elektrizitätsverteiler im Laufe des Jahres 2015 Absenkungen vorgenommen hatten

PV-Anlage auf der Kalkbreite in Zürich
Bild: Guntram Rehsche
Die Untersuchung der lokalen Rücknahmebedingungen fördet weiteres zutage: während ein Teil der lokalen EW’s mit guten Einspeisebedingungen den Aufbau der Solarenergie in ihren Regionen offensichtlich fördern wollen und dies auch können, so halten sich mindestens 10% der EWs explizit nicht an die minimalen Vorgaben des Bundesrats zu den Mindestvergütungen und der eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom zu den Lastgangmesskosten.  Die Städtischen Werke Schaffhausen und Neuhausen am Rheinfall zum Beispiel, die sich an keine der Vorgaben halten, haben die Energie einer 30 kVA Solaranlage im 2015 mit 3.9 Rp/kWh vergütet. Gleichzeitig kostet aber die Lastgangmessung für diese Anlagegrösse 2.6 Rp/kWh, so dass für den Anlagenbesitzer noch genau 1.3 Rp pro eingespiesene kWh übrig bleiben. Wie viele EW’s die Vorgaben effektiv einhalten oder nicht, lässt sich nicht genau feststellen, da viele EW’s die Einspeisevergütungen für grössere PV-Anlagen gar nicht gar nicht bekannt geben. 

Auch gibt es einige Beispiele zusätzlicher Hindernisse bei der Einspeisung von Solarenergie:erhöhte Tarife beim Verkauf  von Energie für Solaranlagenbesitzer, Leistungstarife, hohe Zählergebühren, Wechselgebühren, Anschlussgebühren etc.  Dr. Diego Fischer, Projektverantwortlicher für pvtarif.ch und Mitglied des Vorstandes von VESE, meint dazu:“Soll das Ausbauzeil für Solarstrom, nämlich 14 GWp bis 2050, erreicht werden, benötigt es nebst den Solaranlagen auf Einfamilienhäusern auch viele grössere Anlagen. Unsere Mitglieder haben das Kapital, das Know-How und den Willen, diese Anlagen zu bauen und zu betreiben. Was sie aber auch benötigen, sind verlässliche Rahmenbedingungen, wie z.B. Rückliefertarife, welche sich am Bezugstarif H4 orientieren.“   

Im Abschluss an seine Untersuchung fordert der VESE den Bundesrat auf, seine Verantwortung für die Energiewende ernst nehmen, und als erstes seinen Handlungspielraum nutzen, um zummindestens gewisse minimale Einspeisebedingungen in der ganzen Schweiz zu garantieren:

·         Einführung einer Informationspflicht der Einspeisevergütungen: es darf nicht sein, dass Einspeisevergütungen im Monopolbereich nicht publik sind, und somit Ungleichbehandlung von verschiedenen Anlagen möglich werden.

·         Durchsetzung der BFE-Empfehlung H4 - 8% für den eingespiesenen Strom.

·         Diskiminierung von PV-Anlagenbesitzern auf der Verbrauchseite und überhöhte Kostenverrechnungen im Monopolbereich, z.B. für die Lastgangmessung und Anschluissgebüren, sollen verboten werden. Die ElCom muss hier mehr in die Pflicht genommen werden.

·         Die Tarife für Lastgangmessungen dürfen CHF 20.- / Monat nicht überschreiten. Dies entspricht dem Stand der Technik. 

Sonntag, 21. Februar 2016

Atomausstieg und Klimaschutz in Gefahr

Die weltweiten Investitionen in Erneuerbare Energien steigen seit Jahren. Das zeigen die neuen Zahlen von Bloomberg Energy Finance. Nur in Europa und vor allem in Deutschland sind 2015 die Ökostrominvestitionen völlig eingebrochen, während sie weltweit immer schneller zunehmen. Was der deutsche Energieökonom Hans-Josef Fell für sein Land befürchtet, steht auch für die Schweiz vor der Tür, wenn sich das neuzusammengesetzte rechtsbürgerliche Parlament durchsetzt.

Die Novelle des EEG 2014 von Union und SPD hat in 2015 die befürchteten schlimmen Auswirkungen gebracht. Außer bei Wind sind die Ökostrominvestitionen völlig eingebrochen. Der Zubau liegt weit unter den schon viel zu niedrigen Ausbaukorridoren der Bundesregierung.
Schuld daran sind unter anderem der Wechsel zu den Ausschreibungen bei PV-Anlagen, die EEG-Umlagenbelastung bei Ökostromeigenerzeugung und massiver Bürokratieaufbau. Bei den Investitionen in Windkraft ist mit dem Wechsel zu Ausschreibungen mit der EEG-Novelle 2016 das gleiche zu befürchten.

Damit wird sogar der Atomausstieg in Frage gestellt werden, weil der Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht mehr den notwendigen Ersatz von Atomstrom bereitstellen kann. Ein aus Klimaschutzgründen notwendiges Abschalten von Kohlekraftwerke wird dann parallel zum Atomausstieg sogar unmöglich. Etwa 90 TWh jährlicher Atomstromerzeugung müssen bis 2022 ersetzt werden. Wenn es bei den aktuellen Rahmenbedingungen und den Vorschlägen zur EEG-Novelle 2016 bleibt, werden Wasserkraft, Bioenergien und Geothermie bis 2022 keine zusätzlichen Strommengen beitragen können. Ein jährlicher Zubau von unter 1,5 GW Photovoltaik wie heute und etwa 2,5 GW Windenergie, wie ab 2017 geplant, wird aber maximal die Hälfte des zu ersetzenden Atomstromes beitragen können. Ab 2020 werden sogar verstärkend die sich heute schon abzeichnenden Abschaltungen von Windkraft- und Biomasseanlagen hinzukommen, die dann keine EEG-Vergütung mehr erhalten. Wegen Unsicherheiten über fehlende Anschlussregelungen werden wichtige Investitionen in die Instandhaltung nicht mehr getätigt und die Betreiber lassen ihre Anlagen auf Verschleiß laufen. Ein wirtschaftlicher Betrieb wird nach Auslaufen der Vergütung nicht mehr möglich sein. Bei der Bioenergie sind alleine 50 TWh jährlicher Stromerzeugung gefährdet.
Auch die Energieeinsparung wird mit den Erfahrungen der letzten Jahre bei den fehlenden Aktivitäten der Bundesregierung keinen nennenswerten Beitrag liefern können – und wer die Abschmelzung des Exportüberschusses von etwa 60 TWh für den deutschen Atomausstieg nutzen will, muss wissen, dass dann die Atom- und Kohlekraftwerke in den Nachbarländern wieder vermehrt angefacht werden.

Es ist abzusehen, dass ab 2018 deshalb die Rufe nach der nächsten Laufzeitverlängerung lauter werden. Die AfD hat in ihrem Wahlprogramm schon die 10-jährige Festschreibung des aktuellen Energiemixes und ein Weiterlaufen der noch in Betrieb befindlichen AKW gefordert. Auch die klima- und gesundheitsschädliche Energie aus Gas und Kohle wird wieder Aufwind erhalten.

Vizekanzler Gabriel (SPD) kennt aber keine Gnade und unternimmt keine Anstrengungen, um eine Trendumkehr zu mehr Investitionen bei den Erneuerbaren Energien zu bewirken. Das Ergebnis wird der weitere Abbau von Arbeitsplätzen und Insolvenzen sein. Gabriel, Merkel, Seehofer und ihr zuständiger grüner Staatsekretär Baake setzen so sogar den Atomausstieg aufs Spiel. Deutschland ist dabei, sich von der weltweiten Entwicklung abzukoppeln und wird damit vom ökologischen Musterknabe zum Buhmann der Energiewende, worüber der Rest der Welt nur noch unverständlich den Kopf schüttelt.

Hier eine Zusammenstellung interessanter Zahlen zu der Entwicklung der Erneuerbaren Energien.

Quelle: Hans-Josef Fell 2016Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG

Freitag, 19. Februar 2016

sonnendach.ch zeigt Solarpotential

Strom und Wärme auf dem eigenen Hausdach zu produzieren wird dank sinkender Preise für Solaranlagen und neuer Speichertechnologien immer interessanter. Die neue interaktive Anwendung sonnendach.ch zeigt, wie geeignet die Immobilie für die Solarenergieproduktion ist. Bereits sind 50% des Gebäudebestands auf sonnendach.ch erfasst; bis Anfang 2018 werden alle Hausdächer der Schweiz verfügbar sein.

Ist mein Hausdach geeignet für eine Solaranlage? Diese Frage lässt sich schon bald ganz einfach für jedes beliebige Hausdach der Schweiz beantworten. In einem Gemeinschaftsprojekt erarbeiten das Bundesamt für Energie, das Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) sowie das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz einen Solarkataster, der für die Öffentlichkeit auf sonnendach.ch zugänglich ist. Auf sonnendach.ch kann abgefragt werden, ob das eigene Hausdach für die Solarenergienutzung geeignet ist und wieviel Strom und Wärme produziert werden könnte. Die Anwendung verknüpft in Zusammenarbeit mit Meteotest Daten von Swisstopo zur Grösse und Orientierung jeder einzelnen Dachfläche mit satellitenbasierten solaren Einstrahlungsdaten von MeteoSchweiz.

Heute sind auf sonnendach.ch  insbesorund 50% des Gebäudebestands abgebildet,ndere in der Zentral- und Nordostschweiz. Halbjährlich werden weitere Regionen hinzugefügt so dass voraussichtlich Anfang 2018 die Hausdächer der ganzen Schweiz verfügbar sein werden. Die Anwendung wird zudem monatlich mit den aktuellen solaren Einstrahlungsdaten ergänzt. Eine Übersicht über die einzelnen Projektetappen zeigt die Beilage zu dieser Medienmitteilung. sonnendach.ch ist eng in das Beratungsangebot von EnergieSchweiz eingebunden, welches Schritt für Schritt den Weg zur eigenen Solaranlage aufzeigt (siehe Link).

Quelle: BFE

Mittwoch, 17. Februar 2016

Die USA werden zum Sonnenstaat

Es war ein geschüttelt Mass an Auf und Ab, welches die US-amerikanische Photovoltaik-Industrie im letzten Jahrzehnt durchlaufen hat. Aber plötzlich lichtet sich der Nebel über der amerikanischen Solarbranche. Den Durchbruch gebracht hat unter anderem die Verlängerung des 30prozentigen Steuerkredits für Solarinvestitionen, die Präsident Obama (siehe Bild) noch Ende 2015 durchs Parlament peitschte  - sowie die unterdessen erreichte Kostengünstigkeit des Solarstroms. 

Nun befinden sich die USA auf einmal unter den wichtigsten Produzenten von Sonnenstrom. China ist enteilt mit einem jährlichen Zubau von rund 20 Gigawatt, definitive Zahlen für 2015 stehen noch aus. Dahinter folgen bereits die USA und Japan, welches seit der Atomkatastrophe von Fukushima still und leise an alte Erfolge im Ausbau der Sonnenenergie angeknüpft hat. Während in Japan vor allem kleinere Dach- und bestenfalls mittelgrosse Freiflächenanlagen zum PV-Boom beitragen, waren es in den USA lange Zeit vor allem die ganz grossen. Nicht überraschend finden sich so in der Liste der weltgrössten Anlagen sieben der zehn grössten in Nordamerika (siehe Wikipedia). 

Der US-Boom gründet nicht mehr nur auf gigantischen Grossprojekten. Die schon erwähnte Fortführung der Steuerkredite hat mit der Zeit auch zum Bau unzähliger kleinerer PV-Anlagen auf Einfamilienhäusern geführt. Hier hatte der sonst schon viel gerühmte Starunternehmer Elon Musk seine Finger im Spiel, der nicht nur Inititant des Tesla-E-Autos und der Powerwall-Speicher-Batterien ist. Sondern Musk gehört zu den wichtigsten Finançiers des Unternehmens SolarCity. Dieses errichtete zehntausende der PV-Kleinanlagen von Einzelhaushalten und gilt als Star an der US-Aktienbörse (mit einem aktuellen Einbruch nach plus 80 Prozent im letzten Jahr). SolarCity ist unter den Anlage-Erbauern speziell, weil das Unternehmen einer Art Leasing-Finanzierung zum Durchbruch verholfen hat – in dieser Art bislang weltweit einmalig im Solar- und Energiebereich. 

Das führende Energieportal der USA (renewableenergyworld.com) kommt in einer aktuellen Analyse zum Schluss, der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtstromverbrauch werde im Jahr 2040 in den USA bereits 24 Prozent betragen. Das ist angesichts der aktuellen vier Prozent und auch angesichts der politischen und ökonomischen Voraussetzungen der Weltmacht zweifellos ein riesiger Schritt. Auf dem Weg dorthin machen die Investitionen in erneuerbare Energien in den USA unterdessen rund zwei Drittel aller Energieinvestitionen aus (siehe dazu ebenfalls Renewableenergyworld). Der Anteil des Solarstroms am Gesamtstromverbrauch der USA liegt unterdessen bei rund 1,5 Prozent (gegenüber 6,3 Prozent Windstrom). 

Nicht überraschen können die Gründe für den eingesetzten Aufschwung, der neben der Sonnen- auch die Windenergie betrifft (allerdings in anderen Bundesstaaten wie etwa Texas). Neben Präsident Obamas Energiepolitik ist es vor allem die Abwärtsentwicklung bei den Kosten für Solaranlagen, die quasi Flügel verleihen. So rechnet das schon erwähnte Energieportal mit bereits erreichten und subventionsfreien Kilowatt-Erzeuger-Preisen von drei bis sechs US Cents – entsprechend drei bis sechs Rappen pro Kilowattstunde. Diese geradezu sensationell tiefen Preise, die Solar- und Windstrom sogar gegenüber Gas- und Kohlestrom günstig aussehen lassen (nicht zu sprechen vom Strom aus neuen Atommeilern), sind auch den in einigen US-Bundesstaaten paradiesisch anmutenden Einstrahlungswerten der Sonne zu verdanken (Kalifornien, Arizona und südlichere Staaten an der Ostküste weisen bis doppelt so hohe Werte wie gute europäische Lagen auf). Vor allem aber hat die Modul- und allgemeine Anlagenverbilligung unterdessen auch in den USA durchgeschlagen. 

Fazit der Entwicklung in den USA: Solarstrom hat in etwa 20 Bundesstaaten die so genannte Netzparität erreicht (oder ist deutlich billiger als der aus der Steckdose bezogene Haushaltstrom – siehe dazu auch die Meldung von solarserver.de). Barack Obama wird als Präsident in die Geschichte eingehen, der dem Solarstrom in den USA zum Durchbruch verhalf – was aufgrund der Gegebenheiten nicht unbedingt zu erwarten war.

© Solarmedia Guntram Rehsche

Sonntag, 14. Februar 2016

Viele Mythen lassen sich widerlegen

Trotz ihrer unbestreitbaren Vorteile im Vergleich zu Kernenergie und der konventionellen Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen hat ein Großteil der Bevölkerung noch immer Vorurteile gegenüber Solar als umweltfreundliche Stromquelle, wie eine Endkundenbefragung von EuPD Research unter 500 Hausbesitzern in Deutschland zeigt. Elektronik- und Solarspezialist LG Electronics deckt die häufigsten Mythen um den grünen Sonnenstrom auf - in Analogie dürfte vieles auch auf die Schweiz zutreffen. 

PV-Kleinanlage auf Mehrfamilienhaus
in Zürich Altstetten - Bild: Guntram Rehshe

Mythos 1: Photovoltaik ist mittlerweile allseits bekannt.
Stimmt nicht. Ein Großteil der Befragten, die bislang keinen Kontakt zu dieser Thematik haben, gibt zwar an, Photovoltaik zu kennen. Sie können Photovoltaik und Solarthermie aber nicht immer klar voneinander unterscheiden.
Mythos 2: Eine PV-Anlage lohnt sich nur langfristig.
Bedenken der Umfrageteilnehmer, für eine Anlage zu alt zu sein und nicht mehr von ihr profitieren zu können, lassen sich widerlegen. Der Preis für eine Solaranlage mit einer Leistung von vier Kilowatt Peak, die genug Leistung für den Strombedarf einer vierköpfigen Familie produziert, beträgt beispielsweise lediglich 6.000 Euro netto. In diesem Preis sind sowohl hochwertige LG-Module, sehr gute Wechselrichter, das Montagesystem als auch die Installation enthalten. Der aktuelle Niedrigzins erlaubt es Interessenten, die Investition zu attraktiven Konditionen langfristig zu finanzieren. Durch die zu erwartenden Einsparungen im Bereich des Eigenverbrauchs sowie Erträgen aus der Einspeisevergütung amortisieren sich PV-Anlagen bereits in den ersten zehn Jahren.
Mythos 3: Eine Photovoltaikanlage ist immens teuer.
Falsch, wie auch die Informationen zuvor bereits gezeigt haben. Die meisten von EuPD Research Befragten überschätzen den durchschnittlichen Modulpreis deutlich. Ablehner bemängeln überwiegend die Kosten und Amortisationsdauer von PV-Anlagen. Auch Betriebskosten werden skeptisch betrachtet. Die Preisreduktionen allein in den vergangenen 5 Jahre von mehr als 50 Prozent sind kaum im Bewusstsein angekommen. Wissenslücken zeigen sich bei den Systempreisen, die von vielen Befragten in einem Bereich angesiedelt werden, der in etwa dem Preisniveau von 2011 entspricht. Die Preisvermutungen der Unentschlossenen sind ebenfalls zu hoch.
Mythos 4: Eine Installation dauert extrem lange.
Nicht korrekt. Nur etwa ein Fünftel der Befragten, die sich bislang kaum mit diesem Thema beschäftigt haben, gehen von einer durchaus realistischen Installationsdauer von ein bis zwei Tagen aus. 43 Prozent vermuten sogar eine Installationszeit von mehr als sechs Tagen. Der Installationsaufwand wird von den Unentschlossenen am häufigsten bei etwa drei bis fünf Tagen vermutet. 28 Prozent schätzen mehr als fünf Tage Installationszeit.
Mythos 5: PV-Anlagen sind nicht rentabel.
Stimmt nicht. Etwa die Hälfte der Hausbesitzer, die PV nicht kennen, glauben nicht an die Rentabilität dieser Technologie. Die andere Hälfte unterschätzt zu 60 Prozent die Renditemöglichkeiten und glaubt nur an maximal drei Prozent Ertrag. Der mit Abstand häufigste Grund, warum Photovoltaik als nicht rentabel eingeschätzt wird, sind die Anschaffungskosten für die Anlage, die allerdings häufig überschätzt werden. Zudem sind konkrete Finanzierungshilfen den meisten Befragten nicht bekannt. Erwartungsgemäß denkt der Großteil der Ablehner nicht, dass sich eine Photovoltaikanlage noch lohnt. Von den wenigen verbleibenden Optimisten glaubt die Hälfte aber nur an eine Rendite von ein bis drei Prozent. Dabei sind bis zu fünf Prozent möglich.
Mythos 6: Bei der Anschaffung einer PV-Anlage gibt es kaum noch finanzielle Unterstützung.
Falsch. Etwa die Hälfte der Befragten, die bislang keinen Kontakt zum Thema hatten, weiß nicht, dass es bereits bei der Anschaffung einer Photovoltaikanlage staatliche Unterstützung gibt. Vergessen wird beispielsweise, dass es neben der staatlich garantierten Einspeisevergütung auch Kommunen in Deutschland gibt, die eine Umrüstung auf regenerative Energien wie Solar fördern. Die Hausbesitzer, die wissen, dass Finanzierungsmöglichkeiten bestehen, haben mit 30 Prozent der Antworten am häufigsten die KfW-Förderung als bekannte Förder-möglichkeit genannt. Ebenso viele Befragte konnten allerdings keine Förderung konkret nennen, obwohl sie angegeben hatten, Fördermöglichkeiten zu kennen. Die meisten Ablehner meinen Förderung zu kennen. Diese Kenntnisse erweisen sich mitunter allerdings als nicht sehr konkret. 85 Prozent der Skeptiker stammen übrigens aus den alten Bundesländern. Fördermöglichkeiten sind in den neuen Bundesländern weniger bekannt als in den alten. Die deutliche Mehrheit der Besitzer weiß natürlich um staatlich geförderte Finanzierung.
Mythos 7: PV-Anlagen lohnen sich nur für große Häuser. Die Stromkosten bei kleinen Häusern sind doch gar nicht hoch genug.
Nein, PV-Anlagen lohnen sich für die verschiedensten Gebäude. Zudem zeigt die EuPD Research-Umfrage, dass insbesondere Ablehner ihre Stromkosten niedriger einschätzen als die übrigen Gruppen. Die Schätzung der Planer ist dagegen realistischer, da sie sich aktuell mit dem Thema beschäftigen. Besitzer und Planer zeichnen sich zudem durch ihren geringen Stromverbrauch aus, was an bewusstem Sparverhalten liegen kann.

Weitere Informationen unter www.lg-solar.com sowie im LG Solar YouTube Kanal sowie im LG Solar Blog.

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Freitag, 12. Februar 2016

Der grosse Taucher in Deutschland

Nur 60 Prozent erreicht: Photovoltaik-Ausbau 2015 hinkt in Deutschland den nationalen Zielvorgaben hinterher - Drastischer Einbruch bei gewerblichen Dachanlagen im Leistungsbereich zwischen 10 bis 100 Kilowatt. Solar Cluster: Kurswechsel dringend erforderlich.


Hausdächer in Freiburg mit Photovoltaikanlagen (Foto: Gyula Gyukli / fotolia)
Hausdächer in Freiburg mit Photovoltaikanlagen (Foto: Gyula Gyukli / fotolia)

Während Solarstrom weltweit boomt, verharrt der Ausbau hierzulande auf niedrigem Niveau. Er bleibt sogar deutlich hinter den Zielen der Bundesregierung zurück: 2015 lag die neu installierte Leistung lediglich bei 1,5 Gigawatt, berichtete die Bundesnetzagentur Anfang Februar. Verglichen mit dem im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) angestrebten jährlichen Ausbaukorridor von 2,4 bis 2,6 Gigawatt wurden im vergangenen Jahr nur 60 Prozent des vorgesehenen Ausbaus erreicht. „So verfehlen wir unsere klima- und industriepolitischen Ziele“, sagt Dr. Carsten Tschamber vom Solar Cluster Baden-Württemberg und fordert einen raschen Kurswechsel.

Sollte sich der Negativtrend fortsetzen, wofür es bereits erste Anzeichen gibt, hätte das schwerwiegende Folgen für die deutsche Solarbranche. „Die Auslandsgeschäfte können den Einbruch auf dem deutschen Markt zum Teil abfedern. Wir brauchen aber einen starken Heimatmarkt, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Tschamber. „Wir müssen die politischen Rahmenbedingungen schnellstmöglich den Gegebenheiten anpassen, wollen wir nicht weitere der noch rund 50.000 Arbeitsplätze in dieser Zukunftsbranche gefährden.“

In den letzten Jahren gingen in Deutschland tausende von Arbeitsplätzen in der Branche verloren. Vom weltweiten Boom profitieren nun andere. Etwa die USA: Dort stieg die Zahl der Beschäftigten in der Solarindustrie im Februar 2015 auf 170.000 Mitarbeiter an und umfasste damit fast doppelt so viele wie die dortige Kohleindustrie mit 93.000 Mitarbeitern. Als Konsequenz aus dem weltweiten Umschwung überdenken Großinvestoren hierzulande und in Übersee inzwischen ihre Anlagestrategie und wenden sich den erneuerbaren Energien zu. Bekannte Beispiele sind die Allianz und der Norwegische Rentenfonds.

Die deutsche Politik müsse daher einen Kurswechsel vornehmen und dürfe die Zukunftsbranche in Deutschland nicht abwürgen, so Tschamber. Zu den notwendigen Maßnahmen sollte unter anderem gehören, die finanzielle Belastung des Eigenverbrauchs zu streichen und die Zwischenspeicherung von Strom in Batteriesystemen nicht mit Abgaben zu belasten. Auch müsse die Verordnung zur Freiflächenausschreibung nicht 400 Megawatt, sondern mindestens 800 Megawatt pro Jahr umfassen, um den Ausbaukorridor zu erreichen.

2015 gab es vor allem bei den kleineren gewerblichen Anlagen große Einbrüche; so haben sich die Installationen bei Anlagengrößen zwischen 10 und 100 Kilowatt im Vergleich zu 2014 halbiert. Die Ausbauzahlen bei Anlagen ab einem Megawatt verblieben auf dem zu niedrigen Niveau von 2014. Dieses Jahr wird wieder ein schwieriges Marktumfeld für die Photovoltaik in Deutschland erwartet. Prognosen gehen von einem weiteren Rückgang aus: 1,4 Gigawatt sollen 2016 zugebaut werden und damit nur gut die Hälfte des politisch festgelegten Korridors. Zum Vergleich: 2012 waren es noch rund sieben Gigawatt.

Will Deutschland an seinen Ausbauzielen festhalten und seinen Energiebedarf mittelfristig nahezu vollständig aus erneuerbaren Energien decken, sollten sich die Installationszahlen auf einem Niveau von fünf bis sieben Gigawatt einpendeln. Auch in Baden-Württemberg muss der Ausbau der Photovoltaik zügig angekurbelt werden, wenn die Zielsetzung des Landes von acht Gigawatt installierter Leistung bis zum Jahr 2020 noch erreicht werden soll. Dafür müssen in Baden-Württemberg pro Jahr mindestens 500 bis 600 Megawatt zugebaut werden.

Quelle: SolarCluster

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Montag, 8. Februar 2016

Heliatek: Weltrekord für organische Photovoltaik

Das Entwicklungsteam von Heliatek hat einen Effizienz Rekord von 13,2% für eine OPV Multi-Stack Zelle erreicht. Hierbei wurde ein neuer Weltrekord für die direkte Umwandlung von Sonnenlicht in Elektrizität auf Basis einer organischen Photovoltaikzelle erzielt. Die Messung wurde unabhängig bestätigt.

HeliaFilm® - ausgezeichnetes
Schwachlicht- und stabiles
Hochtemperaturverhalten
Organische Halbleiter haben ein exzellentes Leistungsverhalten bei schwachem Licht und hohen Temperaturen. Daher korrespondiert die Effizienz der Energiegewinnung der neu entwickelten Zellen mit den Werten der Umwandlung von konventionellen Solarzellen bei einer Effizienz von 16% bis 17% unter realistischen Bedingungen. Der neue Rekord unterstreicht die weltweit führende Technologieposition von Heliatek, wie sie durch den kontinuierlichen Fortschritt in den letzten 10 Jahren von einem Wirkungsgrad von 3% bis heute mehr als 13% gezeigt wurde. Dies unterstützt unsere Zielsetzung für eine 15% effiziente organische Solarzelle. Zugleich zeugt dieses Ergebnis von der Qualität des einzigartigen Technologie-ansatzes von Heliatek unter Ausnutzung einer Vakuumdeposition kleiner Moleküle auf PET-Film.

Dr. Martin Pfeiffer, CTO von Heliatek, sagt: “Wir sind sehr stolz auf diesen neuen Weltrekord. Der Erfolg basiert auf unserer chemischen Grundlagenforschung und den daraus resultierenden neuen organischen Absorbermaterialien. Schlüssel des Erfolges ist insbesondere die enge Zusammenarbeit zwischen unseren physikalischen und chemischen F&E Teams, welche zu einer optimalen Kombination der Eigenschaften des neuen Solarzellen Designs führt.”

Die Weltrekord-Zelle ist eine Multi-Stack Zelle, in der drei verschieden Absorber kombiniert sind. Jeder Absorber ist darauf ausgelegt, grünes, rotes und fast-infrarotes Licht der Wellenlängen zwischen 450nm und 950nm in Elektrizität umzuwandeln. Die Absorbermoleküle wurden von Heliatek entwickelt und patentiert. Die neue Rekord-Effizienz wurde bei simuliertem AM1.5 Illumination gemessen und vom Fraunhofer Zentrum für Silizium-Photovoltaik (CSP) in Halle, einem anerkannten Zentrum für unabhängige Verifizierung der Leistungsergebnisse von Solar Zellen, unter Standard Testbedingungen bestätigt.

Quelle: Heliatek

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Senegal: Günstiges und sauberes Wasser mit Solarenergie

Obwohl die UNO ihr Milleniumsziel für einen verbesserten Zugang Trinkwasser erreicht hat, existiert vielerorts auf der Welt Handlungsbedarf – insbesondere was die Qualität betrifft. Hier setzt eine junge Westschweizer Firma an: Sie will den Menschen in Entwicklungsländern mit einer dezentralen Aufbereitungsanlage sauberes Trinkwasser zu günstigen Preisen zugänglich machen und gleichzeitig Arbeitsplätze vor Ort schaffen. Das ganze funktioniert energiesparsam und mit Solarstrom - und bietet Investitionsmöglichkeiten. 

© Swiss Fresh Water |Ein Wasserkiosk
in der Stadt Fatick im Siné Saloum Delta.

Entweder Salz- und fluorhaltiges Wasser aus Brackwasserbohrungen trinken oder sauberes Wasser aus dem Beutel kaufen – ausserhalb der Regenzeit hat die Bevölkerung im Sine Saloum Delta in Senegal keine andere Wahl. Wer sich das teure Beutelwasser – es kostet 20 bis 50 Euro-Cent pro Liter – nicht leisten kann, hat mit schweren Gesundheitsproblemen wie Hypertonie und Fluorose zu kämpfen. Seit Kurzem haben rund 150‘000 Menschen eine Alternative: Sie können in lokalen Wasserkiosks für 1.5 Euro-Cent pro Liter sauberes Trinkwasser kaufen. Möglich machen dies 70 dezentrale Trinkwasseraufbereitungsanlagen der Schweizer Firma Swiss Fresh Water. 

Begonnen hat die Erfolgsgeschichte vor über zehn Jahren, als Renaud de Watteville, Gründer von Swiss Fresh Water (SFW), auf Madagaskar beobachtete, wie die Menschen salzhaltiges, verschmutztes Wasser tranken. Von da an setzte sich in seinem Kopf eine Überzeugung fest: „Es muss doch eine Möglichkeit geben, Wasser einfach und kostengünstig zu entsalzen und von Keimen zu befreien.“ Nachdem der Manager von weltweiten Grossevents kurze Zeit später einen Erfinder mit einer ähnlichen Idee traf, setzte er seine Vision in die Tat um. Der Nicht-Ingenieur, der immer eine Affinität zu Technik hatte, begann zu recherchieren. „Die meisten Ideen scheiterten am Unterhalt der Geräte“, nennt de Watteville eine wichtige Erkenntnis. Er setzte sich deshalb zum Ziel, ein robustes, kostengünstiges Gerät zu entwickeln, das dezentral überwacht und vor Ort einfach gewartet werden kann. In seiner Garage experimentierte er mit bestehenden Technologien und baute erste Prototypen, unterstützt von einem Freund und Designer. 2008 zog er sich aus seiner Event-Agentur zurück und setzte alles auf eine Karte. Seither hat er die Idee zusammen mit seinem inzwischen 6-köpfigen Team zum marktreifen Produkt entwickelt. 

Die ursprüngliche Idee, Meerwasser zu entsalzen, hat de Watteville in der Zwischenzeit fallen gelassen. „Wo Siedlungen und Dörfer sind, sind immer andere Wasserquellen vorhanden“, sagt er. Deshalb fokussiert er heute auf die Aufbereitung von Brackwasser und Wasser aus Bohrungen, Teichen oder Oberflächengewässern. Die kompakte Anlage, die nur 136 x 48 x 48 cm misst und 90 kg schwer ist, verfügt über zwei Reinigungsstufen: Mit Ultrafiltration werden Schmutz und Keime entfernt, mit der anschliessenden Umkehrosmose werden Salz, Arsen, Fluor oder Metalle abgetrennt. Die Maschine produziert bis zu 170 Liter Trinkwasser pro Stunde und benötigt dafür 0,3 bis 0,5 kWh Energie die aus Photovoltaikmodulen stammt oder vom lokalen Netz bezogen wird.   

Für den Unterhalt in Senegal sorgt ein lokales Unterhaltszentrum (SENOP SA), das heute sechs Personen beschäftigt. Die Anlagen werden mit einem Fernwartungssystem via Internet überwacht. So können die Techniker vor Ort schnell einschreiten und Swiss Fresh Water kann sie wenn nötig von der Schweiz aus unterstützen. „In diesen Ländern ist zwar nicht überall sauberes Trinkwasser vorhanden, aber Handy-Empfang gibt es praktisch in jedem Winkel“, so de Watteville. Gut gewartet, erreicht die Maschine eine Lebensdauer von 10 bis 20 Jahren.   

Im Sine-Saloum-Delta in Senegal installierte SFW von 2012 bis 2013 die ersten zwölf Maschinen im Rahmen eines Pilotprojekts, das von REPIC unterstützt wurde. Die interdepartementale Plattform des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO), der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) sowie des Bundesamts für Energie (BFE) fördert erneuerbare Energien und Energieeffizienz in der internationalen Zusammenarbeit. Im Rahmen des Pilotprojekts sollte nicht nur die technische Machbarkeit, sondern insbesondere das Geschäftsmodell überprüft und weiterentwickelt werden.   

Für Vertrieb und Abrechnung ist die von SFW gegründete Stiftung „Access to Water“ verantwortlich. Sie stellt Gemeinden oder Privaten, die einen Wasserkiosk aufbauen wollen, die Maschinen gegen eine Nutzungsgebühr zur Verfügung. Damit bleibt die Anlage im Besitz der Stiftung und kann dem Betreiber entzogen werden, sollte er zum Beispiel zu hohe Preise verlangen oder seiner hygienischen Verantwortung nicht nachkommen. Die Betreiber sorgen für den täglichen Unterhalt der Maschinen und verkaufen das Trinkwasser zu einem festen Preis an die Bevölkerung. Dieser wurde in Senegal zusammen mit den regionalen und lokalen Behörden festgelegt und beträgt 1.5 Euro-Cent pro Liter – also rund 20-mal weniger als Trinkwasser aus dem Beutel. 

Die Nutzungsgebühr für die Maschinen beträgt 0.7 Euro-Cent pro Liter Wasser. Darin enthalten sind nicht die Amortisation der Anlage und der Unterhalt, sondern auch ein Solidaritätsbeitrag für den Unterhalt der Maschinen in kleineren Dörfern sowie ein Risikobeitrag, damit das Trinkwasser zum Beispiel im Fall einer Epidemie kostenlos an die Bevölkerung abgegeben werden kann. 

0.8 Euro-Cent pro Liter bleiben als Marge für die Kioskbetreiber, um Löhne und Aufwendungen zu bezahlen. Über 200 Personen haben in den Wasserkiosks eine Arbeit gefunden und können ihren Lebensunterhalt bestreiten. „Einer unserer ersten Kioskbetreiber hat inzwischen drei Maschinen aufgestellt“, freut sich Renaud de Watteville über die Eigendynamik des Projekts. Zudem entwickelten sich die Wasserkiosks zu richtigen Dorfzentren. „In einem Dorf sind um den Kiosk mehrere andere Geschäfte entstanden.“

In grösseren Dörfern, die mehr als 1500 Liter Wasser täglich benötigen, kann die Trinkwasseraufbereitung rentabel betrieben werden und die Maschine lässt sich innerhalb von ca. vier Jahren amortisieren. Nach dieser Zeit fallen nur noch die Unterhaltskosten an und die Stiftung Access to Water investiert die Gewinne wieder in die Finanzierung neuer Maschinen. Nur in kleineren Dörfern muss die Anschaffung der Anlagen subventioniert werden, der Unterhalt hingegen wird über den Solidaritätsbeitrag bestritten. 

Swiss Fresh Water kann die Wasseraufbereitungsanlagen, die von Behindertenwerkstatt in Fribourg zusammengebaut werden, bereits kostendeckend produzieren. „Ab einer jährlich verkauften Stückzahl von 140 Geräten ist der Break-even erreicht“, rechnet de Watteville. „Wir haben Anfragen aus der ganzen Welt“, sagt er stolz. 30 weitere Anlagen gehen demnächst in Senegal in Betrieb und ein Pilotprojekt in Kolumbien wurde kürzlich gestartet. Hier sollen die Anlagen Quecksilber aus dem Wasser filtern, das beim Goldschürfen in die Gewässer gelangt und die Trinkwasserressourcen beeinträchtigt.   

Gleichzeitig entwickelt das Unternehmen das Gerät laufend weiter, insbesondere um die Kosten zu senken. „Wir suchen eine Lösung, damit wir Verschleissteile bei den Pumpen nicht ersetzen, sondern vor Ort reparieren können“, so de Watteville. Zudem arbeitet seit September eine Eawag-Doktorandin daran, wie die Wasserqualität aus den Maschinen kontinuierlich überwacht werden könnte. Weitere Entwicklungsschritte sind in Planung. Aber dazu will Renaud de Watteville noch nichts verraten.

Informationen
Geldanlage mit Wirkung
Die Wasseraufbereitungsanlagen von Swiss Fresh Water sind ab einem täglichen Trinkwasserverkauf von 1500 Litern innerhalb von rund vier Jahren amortisiert. Während dieser Zeit müssen sie vorfinanziert werden. Dazu wurde die Swiss Water Impact SA gegründet. Sie bietet Investoren die Möglichkeit, Geld anzulegen und dabei „Gutes“ zu bewirken. Der Geldgeber leiht der Swiss Water Impact SA mindestens 30‘000 Franken, die mit 6 Prozent verzinst und über vier Jahre zurückbezahlt werden. Damit können zwei Anlagen inklusive Photovoltaikmodulen vorfinanziert und mindestens 4000 Personen mit sauberem Trinkwasser versorgt werden. 

Quelle   Irene Bättig, im Autrag von Repic 2016 | Erstveröffentlichung GetArticle 2016

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Mittwoch, 3. Februar 2016

Bezahlbarer Wohnraum dank Solararchitektur

In vielen deutschen Städten und Gemeinden herrscht Mangel an preisgünstigem Wohnraum. Neue Wohnungen, darunter viele kleine, dem Bedarf anpassbare Wohnungen, sollen schnell verfügbar, aber zugleich lange und nachhaltig nutzbar sein. Ein Modell aus Deutschland, das auch Anstösse für die Schweiz vermittelt.

Solararchitekt Rolf Disch aus Freiburg im Breisgau hat eine schnell umsetz­bare, unkonventionelle Lösung entwickelt: ein Wohnmodul in Plusenergie-Bauweise – sowohl für die Unterbringung von Flüchtlingen als auch für den ganz normalen Wohnungsbau. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist durch die Ankunft zahlreicher Flüchtlinge noch sichtbarer und akuter geworden. Auch diese müssen sehr schnell untergebracht werden. Um ihnen aber ein menschenwürdiges Leben zu bieten, muss das Primat der Wohnungsunterbringung gelten. Gebäude und Wohnanlagen dürfen nicht als Sondereinrichtung für Flüchtlinge erkennbar sein, was sofort zu Ausgrenzung führt. Sie sollen eine toleranzfördernde Atmosphäre bieten, um Konflikte innerhalb der Bewohnerschaft und mit den Anliegern zu vermeiden und gute Integrationsmög­lichkeiten zu schaffen. Sie müssen mittelfristig weiterentwickelt werden können im Sinne einer sozialen und kulturellen Mischung, sowie einer Mischung der Nutzungen. 


Wir müssen schon jetzt nicht ausschließlich und kurzfristig für die Flüchtlingsunterbringung planen, sondern das Gesamtproblem für alle Nutzergruppen bedenken und langfristig tragbare Lösun­gen entwickeln. Was für Flüchtlinge gebaut wird, soll immer auch schon von der möglichen Nachnutzung her konzipiert werden, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen: Da Wohncontainer sich schnell „abwohnen“, sind sie häufig schon in kurzer Zeit reif fürden Schrott. Sie sind nicht nachhaltig, weder sozial noch ökolo­gisch noch wirtschaftlich. Das Plusenergiehaus-Wohnmodul aus Massivholz ist für verschiedene spätere Nachnutzungen einsetzbar, so dass die Investition langfristig Rendite abwerfen kann. 

In der gebotenen Eile auf hohe Baustandards für Wärme-, Schall­dämmung und Wohnungslüftung zu verzichten, das heißt nur, die Kosten auf später zu verlagern und das Klima unnötig zu belasten. Die Plusenergiehaus-Wohnmodule benötigen extrem wenig Ener­gie, sowohl in der Herstellung als auch im Betrieb. Sie versorgen sich selbst durch die Nutzung passiver und aktiver Solarenergie, erzeugen einen jährlichen Solarstromüberschuss und übertreffen schon jetzt den EU-Standard 2021. Deshalb fallen nur sehr geringe Energiekosten an, sowohl für die Kommunen bei der Flüchtlings­unterbringung als auch für Mieter. 

Der Baustoff Holz hat nicht nur bauökologisch große Vorteile, sondern schafft auch eine wohnliche Atmosphäre. Das Plusenergiehaus-Modul kann durch das Effizienzhaus-Pro­gramm der KfW gefördert werden. Diese Förderung ist kombi­nierbar mit anderen Bundes- und Landesmitteln. Möglich wäre eine 100%-Finanzierung der Baukosten als Effizienzhaus KfW-40 (derzeit: 0,75% Effektivzins, mit einem Tilgungszuschuss von bis zu 5.000 € je Wohneinheit). Möglich wäre bei Flüchtlingsunterbrin­gung die Inanspruchnahme von speziellen Krediten für Kommunen (zurzeit: 0% Zinsen).


Die Plusenergiehaus-Wohnmodule werden aus Massivholz vorgefertigt. Sie sind frei kombinierbar zu Wohnhäusern und Hausgruppen. Die Module können je nach Bedarf mit geringem Aufwand versetzt werden. Sie sind vielfältig variabel, unterschiedlich nutzbar und im Innern auch zu späteren Zeitpunkten flexibel anpassbar. Sie benötigen extrem wenig Energie, sowohl in der Herstellung als auch im Betrieb. Sie versorgen sich selbst durch die Nutzung passiver und aktiver Solarenergie, erzeugen einen jährlichen Solarstromüberschuss und übertreffen schon jetzt den EU-Standard 2021. So schonen sie die Umwelt und halten die Nebenkosten niedrig.

Die Wohnmodule werden ab sofort Kommunen und privaten Bauherren angeboten. Genauere Informationen finden Sie in der Broschüre "Plusenergiehaus - Das Wohnmodul", sowie auf der Website www.plusenergiehaus.de unter „Wohnmodule“.

Broschüre "Plusenergiehaus - Das Wohnmodul" (pdf)

Quelle: sonnenseite.com 

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Dienstag, 2. Februar 2016

Solarworld wieder im Aufstieg

Jene europäischen Solarfirmen, die die Krise der letzten Jahre überstanden haben, befinden sich zumindest teilweise wieder auf dem aufsteigendem Ast. Dazu gehört etwa der weltgrösste Wechselrichter-Hersteller SMA - und dazu gehört auch die Solarworld, die nicht zuletzt wegen eines praktisch vollständig abgeschriebenen Aktienkapitals einst für Schlagzeilen sorgte (siehe Solarmedia vom 29. Juni 2014).

Firmengründer Frank Asbeck - hatte sich mit
Solarworld-Sanierung wenig Freunde geschaffen.
Im Geschäftsjahr 2015 steigerte die SolarWorld AG nach vorläufigen Angaben ihre konzernweite Absatzmenge im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent auf 1.159 (2014: 873) MW. Die USA bildeten den größten Einzelmarkt des Konzerns mit einem Anteil von 50 Prozent. In Deutschland konnte die SolarWorld ihre Absatzmenge entgegen dem Markttrend (–30 Prozent) um mehr als 60 Prozent steigern.  Der Konzernumsatz wuchs im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr um 33 Prozent auf 763 (2014: 573) Mio. €. Somit hat SolarWorld sowohl ihre Absatzprognose (> 1 Gigawatt) als auch ihre Umsatzprognose (> 700 Mio. €) für das Jahr 2015 deutlich übertroffen. 

Der SolarWorld gelang es 2015 ebenfalls, ihr Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf 35 Mio. € zu verbessern (2014 bereinigt um Sondereffekte: 1,6 Mio. €). Der Konzern erreichte im 4. Quartal 2015 ein positives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von +8 Mio. €. Im Gesamtjahr verbesserte sich das EBIT auf -10 (2014 bereinigt um Sondereffekte: -44) Mio. €. Im Jahr 2016 will der SolarWorld-Konzern die 2015 erreichte Trendwende fortsetzen und ein positives EBIT im zweistelligen Millionenbereich erreichen.

Das Geschäftsjahr spiegelt sich auch in einer deutlich verbesserten Liquidität des Konzerns wider. Die SolarWorld AG steigerte ihre liquiden Mitteln zum 31. Dezember 2015 auf 189 (31. Dezember 2014: 177) Mio. €. Bis Ende Januar 2016 hat der Konzern bereits Absätze und Aufträge mit einem Volumen von 580 MW generiert. Dies entspricht bereits der Hälfte der gesamten Absatzmenge des Vorjahres 2015 (1.159 MW).

Auch für den weiteren Jahresverlauf 2016 erwartet die SolarWorld eine steigende Nachfrage nach Qualitätsprodukten, vor allem nach den Hochleistungsmodulen mit PERC und bifacialer Technologie, bei der das Modul Sonnenlicht von der Vorder- und Rückseite in Strom umwandelt. Auf dieser Basis wird die SolarWorld im Jahr 2016 ihren Wachstumskurs fortsetzen und die gesamte Absatzmenge um über 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern. Die SolarWorld wird den Konzernumsatz analog zur Absatzmenge um über 20 Prozent steigern und strebt für 2016 einen Umsatz von bis zu einer Milliarde Euro an. 

Quelle: Solarworld

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Montag, 1. Februar 2016

Solarstrom für Äthiopien

In den ländlichen Regionen Äthiopiens gibt es praktisch keine Stromversorgung. Kerosinlampen sind oft die einzigen Lichtquellen. Die Stiftung Solarstrom bringt mit der Unterstützung von REPIC dank nachhaltig finanzierten dezentralen Solar-Home-Systemen Licht für Bildung und Entwicklung in die Dörfer.

Äthiopien hat eine mangelhafte Elektrizitätsversorgung: Gerade ein Fünftel der Bevölkerung hat Zugang zum Stromnetz. Die meisten Bewohner leben auf dem Land; dort verfügen gar nur 2% der Haushalte über einen elektrischen Anschluss. Wenn es in den Dörfern am frühen Abend dunkel wird, sind Kerosinlampen meist die einzigen Lichtspender – doch ihr Licht ist schwach und reicht kaum zum Lernen oder Arbeiten. Zudem sind die Kosten für das Kerosin hoch und die Lampen produzieren gesundheitsschädlichen Russ und belasten das Klima. 

Kleine autonome Solaranlagen können hier Abhilfe schaffen – und noch viel mehr leisten, als nur Licht zu spenden: Eine zuverlässige Stromversorgung bietet den ländlichen Regionen eine Grundlage für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung. Die Stiftung Solarenergie, gegründet vom Solarenergieexperten Harald Schützeichel, hat sich zum Ziel gesetzt, in Äthiopien ein landesweites Netzwerk von Solar Centers aufzubauen. In diesen lokalen Kleinunternehmen arbeiten Solartechniker, welche die umliegenden Ortschaften mit Solarsystemen ausstatten. REPIC, die interdepartementale Plattform der Bundesämter SECO, DEZA und BFE zur Förderung von erneuerbarer Energie und Energieeffizienz in Entwicklungsländern, unterstützte das Projekt mit einer Anschubfinanzierung. „Die Stiftung Solarenergie entwickelt mit deren langjährigen Erfahrungen und sehr guten lokalen Verankerung Projekte, die gezielt lokale Bedürfnisse aufgreifen. Mit diesem Ansatz und einer nachhaltigen Strategie entsprach das eingereichte Projekt den REPIC-Kriterien“ erklärt Stefan Nowak, Koordinator REPIC. 

Mit einer Solar-Home-Installation sollen den Bewohnern täglich mindestens vier Stunden Licht zur Verfügung stehen. Zudem soll ein Radio betrieben oder ein Handy aufgeladen werden können. Ein möglichst wartungsfreier Betrieb und eine lange Einsatzdauer sind weitere Anforderungen. Hierzu wurde in der Schweiz das System „SunTransfer 10“ entwickelt: ein Solarmodul mit 10 Wp Leistung und einer robusten 18 Ah Gel-Batterie; geschützt in einer abgeschlossenen Box. Mit dem Modul können bis zu vier LED mit 1,2 W Leistung betrieben werden und ein Mobiltelefon geladen oder ein Radio angeschlossen werden. Die Systeme werden aber nicht nur in Privathaushalten installiert. In Krankenhäusern sorgen sie für die Kühlung von Medikamenten und für Licht bei nächtlichen Notfällen. Sie beleuchten Schulzimmer und ermöglichen den Einsatz von Computern in höheren Fachschulen. Zudem betreiben sie Wasserpumpen und -desinfektionsanlagen.


Das Projekt wurde zwar von Europa aus initiiert, Schützeichel (SUN-CONNECT) hält das durch Hilfsorganisationen geprägte Bild von Afrika aber für gefährlich: „Afrika besteht nicht nur aus hungrigen Kindern mit grossen Augen. Die Leute sind motiviert, selbstbewusst und haben viel Kraft. Sie können und sie wollen sich selber helfen.“ Diesem Prinzip folgt auch REPIC: „Mit der Anschubfinanzierung will REPIC dort ansetzen, wo die Schweiz eine geeignete Antwort auf ein konkretes Bedürfnis unterstützen kann. Diese Lösung ist jeweils in einer umfassenden Form – hier inklusive Geschäftsmodell und Wissenstransfer – zugänglich zu machen, so dass eine selbständige Fortsetzung der Tätigkeit möglich wird“, erklärt Nowak.  Die meisten Äthiopier sind zwar arm, aber nicht mittellos. Die Systeme sollen deshalb keine Spenden sein, sondern von den Kunden selber finanziert werden. Dazu können diese im Solar Center einen Mikrokredit aufnehmen. „Die Abzahlungsraten sind so ausgelegt, dass sie dem entsprechen, was die Personen sonst für Kerosin ausgeben“, erklärt Schützeichel. Nach spätestens zwei Jahren sind die Systeme so abbezahlt. Das Geld wird vom Solar Center wiederum verwendet, um neue Anlagen anzuschaffen. Technik und Finanzierung stammen somit aus einer Hand. Dadurch ist einerseits die Motivation der Techniker hoch, Fehler schnell zu reparieren; andererseits sind die Kreditnehmer bemüht, ihr Geld pünktlich zu zahlen – sonst wird der Strom über einen integrierten Laderegler abgestellt. 

Ein weiteres wichtiges Anliegen von REPIC ist, Arbeitsplätze in der betroffenen Region zu schaffen sowie einen nachhaltigen Technologietransfer sicherzustellen. Auch dieses Ziel teilt REPIC mit der Stiftung Solarenergie. „Uns war von Anfang an wichtig, dass wir lokales Handwerk initiieren – also nicht nur fertige Systeme liefern, sondern die Leute vor Ort ausbilden“, sagt Schützeichel. Die Stiftung gründete 2007 die „International Solar Energy School“, in der Techniker in einem sechsmonatigen Kurs zu „Rural Solar Energy Technicians“ ausgebildet werden. Die Schule ist die erste professionelle Solarausbildungsstätte in Afrika. Die Absolventen können Projekte zur solaren ländlichen Elektrifizierung selbständig planen, umsetzen und die Anlagen betreiben.   

„Es ist wirklich phantastisch, wie leicht das Leben der Menschen hier durch Solarenergie verändert werden kann“, sagt Mena Hailemichael, Leiterin eines lokalen Solarcenters und eine der ersten Absolventinnen der Solartechnik-Schule. „Egal, wo wir sind – wenn wir unsere Arbeit machen und sehen, wie die Menschen darauf reagieren, macht mich das wirklich zufrieden. Es ist toll, das Glück der Leute zu sehen.“ „Die grösste Herausforderung bei einem Solarsystem im ländlichen Afrika ist nicht die Installation, sondern den dauerhaften Betrieb sicherzustellen“, schildert Schützeichel seine Erfahrung. Das Projekt setzt deshalb auf ein nachhaltiges Betriebskonzept – in allen Aspekten: technisch, finanziell und nicht zuletzt soziokulturell. „Wir wollen die Verantwortung Schritt für Schritt in die Hände der Nutzer legen“, so Schützeichel. 

Über eine Million Menschen profitieren bis heute von den rund 22‘000 installierten Solaranlagen. Doch neue Gesetze in Äthiopien erschweren die Arbeit: So ist es ausländisch finanzierten Hilfsorganisationen heute verboten, etwas zu verkaufen. Die Stiftung Solarenergie dürfte die lokale Bevölkerung zu maximal 25% an den Kosten beteiligen, der Rest müsste aus Spenden stammen. „Das widerspricht unseren Grundsatz ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ – so würden wir die Leute nur zum Betteln erziehen“, erklärt Schützeichel. Die Solar Center in Äthiopien wurden deshalb eingefroren. Bestehende Systeme werden zwar noch gewartet, aber keine neuen mehr aufgebaut. 

Das heisst aber nicht, dass die Projekte vergebens waren: „Wir haben dafür damit angefangen, das System auf Kenia zu übertragen“, so Schützeichel. „Bis Ende Jahr haben wir dort zehn Solar Centers eröffnet und es sollen jährlich zehn neue dazukommen.“ Das in Äthiopien aufgebaute Know-How will die Stiftung ausserdem weiter pflegen – die Hoffnung bleibt, dass sich die politische Situation wieder bessern könnte. Solche Rückschläge lassen sich nicht immer vermeiden, das weiss auch Nowak: „Neue Gesetze, Wahlen und politische Unruhen stellen Projekte in Entwicklungs- und Transitionsländern jeweils vor grosse Herausforderungen. REPIC setzt daher auf eine sorgfältige Planung und gut abgestützte Projektorganisation. Die Strategie, kleine und umsetzungsorientierte Projekte zu fördern, wird als bewährter Ansatz erachtet, um eine nachhaltige Wirkung erzielen zu können.“