Freitag, 12. Februar 2016

Der grosse Taucher in Deutschland

Nur 60 Prozent erreicht: Photovoltaik-Ausbau 2015 hinkt in Deutschland den nationalen Zielvorgaben hinterher - Drastischer Einbruch bei gewerblichen Dachanlagen im Leistungsbereich zwischen 10 bis 100 Kilowatt. Solar Cluster: Kurswechsel dringend erforderlich.


Hausdächer in Freiburg mit Photovoltaikanlagen (Foto: Gyula Gyukli / fotolia)
Hausdächer in Freiburg mit Photovoltaikanlagen (Foto: Gyula Gyukli / fotolia)

Während Solarstrom weltweit boomt, verharrt der Ausbau hierzulande auf niedrigem Niveau. Er bleibt sogar deutlich hinter den Zielen der Bundesregierung zurück: 2015 lag die neu installierte Leistung lediglich bei 1,5 Gigawatt, berichtete die Bundesnetzagentur Anfang Februar. Verglichen mit dem im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) angestrebten jährlichen Ausbaukorridor von 2,4 bis 2,6 Gigawatt wurden im vergangenen Jahr nur 60 Prozent des vorgesehenen Ausbaus erreicht. „So verfehlen wir unsere klima- und industriepolitischen Ziele“, sagt Dr. Carsten Tschamber vom Solar Cluster Baden-Württemberg und fordert einen raschen Kurswechsel.

Sollte sich der Negativtrend fortsetzen, wofür es bereits erste Anzeichen gibt, hätte das schwerwiegende Folgen für die deutsche Solarbranche. „Die Auslandsgeschäfte können den Einbruch auf dem deutschen Markt zum Teil abfedern. Wir brauchen aber einen starken Heimatmarkt, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Tschamber. „Wir müssen die politischen Rahmenbedingungen schnellstmöglich den Gegebenheiten anpassen, wollen wir nicht weitere der noch rund 50.000 Arbeitsplätze in dieser Zukunftsbranche gefährden.“

In den letzten Jahren gingen in Deutschland tausende von Arbeitsplätzen in der Branche verloren. Vom weltweiten Boom profitieren nun andere. Etwa die USA: Dort stieg die Zahl der Beschäftigten in der Solarindustrie im Februar 2015 auf 170.000 Mitarbeiter an und umfasste damit fast doppelt so viele wie die dortige Kohleindustrie mit 93.000 Mitarbeitern. Als Konsequenz aus dem weltweiten Umschwung überdenken Großinvestoren hierzulande und in Übersee inzwischen ihre Anlagestrategie und wenden sich den erneuerbaren Energien zu. Bekannte Beispiele sind die Allianz und der Norwegische Rentenfonds.

Die deutsche Politik müsse daher einen Kurswechsel vornehmen und dürfe die Zukunftsbranche in Deutschland nicht abwürgen, so Tschamber. Zu den notwendigen Maßnahmen sollte unter anderem gehören, die finanzielle Belastung des Eigenverbrauchs zu streichen und die Zwischenspeicherung von Strom in Batteriesystemen nicht mit Abgaben zu belasten. Auch müsse die Verordnung zur Freiflächenausschreibung nicht 400 Megawatt, sondern mindestens 800 Megawatt pro Jahr umfassen, um den Ausbaukorridor zu erreichen.

2015 gab es vor allem bei den kleineren gewerblichen Anlagen große Einbrüche; so haben sich die Installationen bei Anlagengrößen zwischen 10 und 100 Kilowatt im Vergleich zu 2014 halbiert. Die Ausbauzahlen bei Anlagen ab einem Megawatt verblieben auf dem zu niedrigen Niveau von 2014. Dieses Jahr wird wieder ein schwieriges Marktumfeld für die Photovoltaik in Deutschland erwartet. Prognosen gehen von einem weiteren Rückgang aus: 1,4 Gigawatt sollen 2016 zugebaut werden und damit nur gut die Hälfte des politisch festgelegten Korridors. Zum Vergleich: 2012 waren es noch rund sieben Gigawatt.

Will Deutschland an seinen Ausbauzielen festhalten und seinen Energiebedarf mittelfristig nahezu vollständig aus erneuerbaren Energien decken, sollten sich die Installationszahlen auf einem Niveau von fünf bis sieben Gigawatt einpendeln. Auch in Baden-Württemberg muss der Ausbau der Photovoltaik zügig angekurbelt werden, wenn die Zielsetzung des Landes von acht Gigawatt installierter Leistung bis zum Jahr 2020 noch erreicht werden soll. Dafür müssen in Baden-Württemberg pro Jahr mindestens 500 bis 600 Megawatt zugebaut werden.

Quelle: SolarCluster

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