Montag, 7. März 2016

Was kommt nach Alpiq's Milliardenverlust noch?


Wer vor Jahresfrist geglaubt hatte, mit den Milliardenabschreibern von Axpo und Alpiq sei die Sache gegessen, sieht sich nun getäuscht: Nachdem schon Axpo – vorwiegend in der Nordostschweiz tätiger Stromriese -  kürzlich einen weiteren Gewaltsabschreiber  vermeldet hatte, ist es nun die Alpiq – in der Westschweiz geschäftend, die erneut fast eine Milliarde verbrannt hat. Wie nur kann das weiter gehen?  Ein Kommentar von Solarmedia-Autor Guntram Rehsche.

Die Geschichte ist zweifellos noch nicht zu Ende. Denn nicht nur die Wasserkraft produziert derzeit mit Verlust – vor allem auch die Atomkraft hat diesen Mühlstein am Hals. Früher hoch gelobt für ihre kostengünstige Produktion von 4-5 Rappen pro Kilowattstunde (auch wenn das nicht die ganze Wahrheit resp. der ganze Preis war), so müssen die verantwortlichen KonzernlenkerInnen nun definitiv eingestehen, dass Grosshandelspreise von um die 3 Rappen eben auch nicht ausreichen, die Kilowattstunde Atomstrom rentabel zu erzeugen.
Alpiq will nun im Zuge des tiefroten Jahresabschlusses mit den Wasserkraftwerken einen Teil des Tafelsilbers verkaufen, obwohl dieses angelaufen ist. Ausser auf zweifelhafte Art und Weise (entweder zu billig oder an ausländische Bewerber) wird ihr das genauso wenig gelingen wie dem Kanton Zürich, der sich aus seiner Beteiligung an der Axpo (und damit an deren Atomanteilen) davonstehlen will. 

Da lagen jene Votanten an der diesjährigen Nationalen Photovoltaiktagung Ende Februar (siehe Solarmedia vom 25. 2.16) nicht falsch, die das Gespenst einer Bad Bank für alle Atombeteiligungen an die Wand malten. Wenn dieses Realität würde, müsste jemand anderes als die grossen Stromkonzerne die Zeche bezahlen – die SteuerzahlerInnen. Und anders als bei der Finanzkrise, deren Bad-Bank-Konstruktionen sich am Schluss für diese gerade noch als profitabel erwiesen (anders als in Ländern wie Deutschland, Belgien und weiteren EU-Staaten), ist ein solches Happy End für die Atomwirtschaft nicht zu erwarten. Denn bei der Atomstromproduktion drücken nicht nur die aktuell tiefen Preise auf das Geschäft – sondern vor allem die noch längst nicht abschätzbaren Kosten der Stilllegung und Entsorgung, wenn es denn einmal mit den AKW’s zu Ende geht. Dass sich die eidgenössischen Parlamentarier gerade eben erst für unbegrenzte Betriebsbewilligungen ausgesprochen haben, macht die Verlustwahrscheinlichkeit nicht kleiner – denn neben das finanzielle Minus tritt so auch noch ein Gauszenario, dessen Wahrscheinlichkeit mit dem politischen Entscheid noch grösser geworden ist. 

Gänzlich unverständlich unter diesen Umständen, dass es in der Schweiz immer noch Protagonisten  der Atomkraft gibt, wie etwa den Berner FdP-Nationalrat Christian Wasserfallen, die die Option Atomkraft sogar für Neubauten weiterhin offen halten wollen.

© Solarmedia Guntram Rehsche / Bild: Beat Jost

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