Donnerstag, 11. Mai 2017

Und es funktioniert !

Die Auseinandersetzungen im Abstimmungskampf um das neue Energiegesetz treiben die seltsamsten Blüten. Da ist es eine Wohltat, von neuen Projekten zu berichten, die ganz im Sinne der Energiestrategie 2050 bereits heute funktionieren. Sie benötigen allerdings Nachahmer – weshalb die Annahme des Energiegesetzes so wichtig ist. Nachstehend ist die Rede von einem grösseren Mietshaus in Zürich-Schwamendingen, das trotz schwieriger Bedingungen zum Musterenergiehaus gemäss Norm Minergie A umfunktioniert wurde.

Die Fassade links trägt die grossen Sonenkollektoren,
die Fassade rechts lässt auch noch Platz für Begrünung
Bild: Guntram Rehsche
Es war im Oktober des vergangenen Jahres, als in einer Aufsehen erregenden Aktion ein 19 Meter langer Wasserspeicher in den 70er-Jahre-Bau an der Stettbacherstrasse in Schwamendingen gehievt wurde (siehe Solarmedia 27. Oktober 2017). Der Speicher des Solarpioniers Josef Jenni mit Fabrikation in Oberburg beim bernischen Burgdorf ist unterdessen erfolgreich in Funktion – gespiesen von den neu entwickelten Sonnenkollektoren der Firma Schweizer Metallbau in Hedingen (ZH). Diese sind unter anderem mit einer gläsernen Oberschicht bedeckt, die zwar hier entwickelt, aber in Dubai produziert wurde - und die je nach Lichteinfall in unterschiedlichen Farben schimmert. So zeigen schon die zentralen Bausteine des Energiesystems: Hier ist Schweizer Facharbeit im Spiel und die Wertschöpfung zu einem grossen Teil hierzulande gewonnen. Das gilt für weitere Elemente wie die Steuerung des Gesamtsystems.

Das Energiehauses in Zürich-Schwamendingen macht klar, dass ein solches 6,5-Millionen-Projekt nur der speziellen Initiative des Eigner-Ehepaars Dubois sein Entstehen verdankt. Da gaben die rund 150'000 erhaltenen Beitragsfranken nicht den Ausschlag für die Realisierung. Sollen ähnliche Initiativen künftig zum Zuge kommen, braucht es ohne Zweifel verstärkte Unterstützung – die vom neuen Energiegesetz zu erwarten ist – unter anderem durch die darin festgeschriebene Fortsetzung des Gebäudeprogramms.

Dank solarer Architektur, von Beat Kämpfen und seinem Team entwickelt,  ist das Haus schweizweit die erste Minergie-A-Erneuerung eines Mehrfamilienhauses mit Plus-Heizenergie-Bilanz. Der Energieverbrauch von 30’000 Liter Heizöl pro Jahr wurde in einen Energieüberschuss verwandelt. Für den Umbau wurden nur etwa 25 Prozent der Grauen Energie aufgewendet, die bei einem gleich grossen Ersatzneubau hätte aufgewendet werden müssen. Die erneuerte Fassade passt sich gemäss Kämpfen ästhetisch ins Gesamtbild, produziert aber nicht Strom, sondern Wärme für Warmwasser und Heizung - und ist kostenmässig durchaus im Rahmen einer Fassadensanierung. Einige weitere energetische Kennzahlen: Der Energieverbrauch wurde bei gleichzeitiger Vergrösserung der Wohnfläche um 22 Prozent von rund 300’000 kWh/a auf rund 90’000 kWh/a reduziert. Pro Quadratmeter Wohnfläche bedeutet dies eine Verringerung um einen Faktor Vier! Möglich wurde das durch die Solarthermie: Insgesamt 180 m2 Sonnenkollektoren sind an der Ost-, Süd- und Westfassade angeordnet. Dadurch ist die nutzbare Solarenergie relativ gleichmässig übers Jahr verteilt.

Die in Schwamendingen realisierte Lösung ähnelt einem Konzept, welches auch in dieser Woche von der Firmenallianz 2sol an deren Firmensitz in Zürich-Schlieren vorgestellt wurde. Zur Allianz zählen bereits gut zwei Dutzend etablierter Schweizer Energiefirmen, die nach einer standardisierten Gesamtlösung für die Energieversorgung von Gebäuden suchen und dabei verbesserte Einzelkomponenten einsetzen. Mit letzteren hapert es allerdings teils noch  - während eine hocheffiziente Wärmepumpe unterdessen das Stadium der Entwicklung überschritten hat, gibt es Probleme mit verbesserten Erdsonden. Doch auch die sollen im von ETH-Professort Hansjürg Leibundgut initierten Projekt demnächst gelöst sein.

© Text und Bild:  Solarmedia

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